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Veranstaltungsort: Henri Janne Konferenzraum 15. Etage, Soziologie Institut, ULB Solbosch Campus, Ave Jeanne 44, 1050 Brüssel.

Datum und Uhrzeit: 11. März 2013, 10h bis 16h.

Hintergrund:

Bildung ist immer zukunftsbezogen. "Globales Lernen" ist ein relativ neues, noch im Werden befindliches Konzept. Dieses untersucht Inhalte und Lehrformen, um junge Menschen in verschiedenen Teilen des Planeten vorzubereiten, friedlich und in Übereinstimmung mit sich selbst, untereinander und mit der Natur zu leben.

Dabei ist eine zentrale Frage, Inhalte und Prozesse zu entwickeln, die junge Menschen für den Aufbau von Kompetenzen und Fähigkeiten fit machen, damit sie gut und leistungsfähig in ihrer lokalen Umwelt leben können. Dabei sollen sie gleichzeitig ein Bewusstsein heranbilden, dass sie lokale Anforderungen und Chancen in einer breiteren, globaleren Perspektive sehen lernen.

Kompetenzen in den Naturwissenschaften und technischen Fächern sollten viel Aufmerksamkeit erhalten. Ebenso sollten soziale Kompetenzen, Respekt für Unterschiede (in Kultur, Sprache, Geschlecht, Religion und anderen Dimensionen der vielfältigen Identitäten) und die Fähigkeit, weltweiten mit Kollegen zusammenzuarbeiten ein wesentlicher Bestandteil des Bildungsprozesses werden.

Nicht zuletzt sollte Neugierde und Respekt vor der Natur, dem Land und den Meeres-Ökosystemen gefördert werden. Die Wiederanbindung an die Natur muss Bestandteil eines zukunftsorientierten Ansatzes sein, um junge Menschen auf dem Weg in ihr Erwachsenenleben zu begleiten.

Die wiedergewonnene Beziehung zur Natur kann auch bei der Einsicht helfen, dass Objekte, die für unser tägliches Leben produziert werden, weniger kurzlebig sein und bald im Abfall landen sollten. Die neugewonnenen Erkenntnisse sollten dazu ermutigen, langlebige Produkte beim Bau, bei Möbeln und Kleidung zu wählen und auch die Verschwendung von Lebensmitteln zu reduzieren.


Der Workshop will Licht auf zumindest einige wichtige Aspekte der Erziehung zu Nachhaltigkeit werfen. Er will Vertreter der akademischen Forschung und der Praxis zusammenbringen und diese auch mit Perspektiven konfrontieren, die aus der traditionellen Kultur stammen. Dies wird in Form eines Video-Interviews mit einer Führerin der senegalesischen Frauen der handwerklichen Fischerei, Awa Seye, geschehen.


DieTeilnahme am Workshop, einschließlich der Video-Projektion in der Mittagspause, steht allen Interessierten offen, sollte aber durch eine Anmeldung bei Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! angekündigt werden. Awa Seye wird für einen Erfahrungsaustausch anwesend sein.


Der Workshop wird auf Englisch und Französisch ohne Simultanübersetzung abgehalten. Konsekutivübersetzung kann bei Bedarf ermöglicht werden. Den Diskussionsteilnehmern-Innen und Teilnehmern steht es frei, sich in einer der beiden Sprache auszudrücken.

Klicken Sie hier, um das Programm (Englisch) zu sehen.


 

 

von Prof. Stella Williams

 

Cornelia E Nauen, Vorsitzende von Mundus maris, begrüßte die Teilnehmer und eröffnete den Workshop im einladenden Konferenzraum des Instituts für Soziologie an der ULB. Die Weichen für die Diskussion stellend erinnerte sie daran, dass Mundus maris im wesentlichen die Mobilisierung der Wissenschaften und Künste in einer kreativen Spannung zum Inhalt hat, um so ein besseres Verständnis der uns umgebenden Welt zu ermöglichen. Die Wissenschaft sagt uns eine Menge darüber, wie weit die Menschheit bereits den Haushalt dessen überschritten hat, was die Natur in einem Jahr zu produzieren und zu regenerieren imstande ist. Im vergangenen Jahr war der Tag des ökologischen Overshoot der 22. August. Das bedeutet, dass die Ressourcen, die für den Rest des Jahres 2012 verbraucht wurden, einen Kredit auf das Jahr 2013 darstellen. Das Land und das Meer, die die Existenz unserer Zivilisation ermöglichen, sind in vielen Teilen der Welt überausgebeutet und überfischt und mit Produktions-und Konsummustern überzogen, die nicht nachhaltig sind.

Charles Hopkins von der University York, in Toronto, Kanada, und UNESCO-Lehrstuhlinhaber für "Neuausrichtung der Lehrerbildung zur Nachhaltigkeit", hatte 2011 in einem frühreren Workshop darauf hingewiesen, dass die Bildungskonzepte in vielen industrialisierten Ländern nicht zu einem Übergang zum friedlichen Zusammenleben miteinander und mit unserem Planeten führen. Der ungehemmte Konsum in diesen Ländern spiegelt vielen Kindern und Jugendlichen ein Zerrbild vor. Bildung in den sogenannten Entwicklungsländern, die sparsamer bei der Verwendung der Mittel waren, hat aber andere Mängel. Sie könnte aber eine wertvolle Lern-Basis sein, und gleichzeitig von mehr Austausch mit anderen Schulsystemen profitieren.

In einer wechselseitig abhängigen Welt mit unvorhersehbaren Klimawandel in einem Regime von deutlich über 2 oC Temperaturanstieg, sind neues Denken und neue Ansätze zur Erziehung erforderlich, um diese Unsicherheiten zu bewältigen. Wie können die nächsten Generationen es bewältigen, zusätzlich zwei Milliarden Menschen auf dem Planeten unterzubringen, und das bei gleichzeitiger Bereitstellung geeigneter Lebensbedingungen für alle Menschen und andere Organismen? Wie kann die Sanierung von heruntergekommenen Landflächen und marinen Ökosystemen erwirtschaftet werden, was ist dazu zu tun? Wie kann die Senkung des Energieverbrauchs um 80% bewältigt werden, so dass das Klimasystem nicht ganz aus der Bahn gerät? Wie kann das erforderliche technische Wissen und die überaus wichtigen sozialen Kompetenzen entwickelt werden, um die großen gesellschaftlichen Veränderungen in einer nicht-gewaltsamen Weise zu erreichen? Der jetzige Workshop bietet einen Gesprächsraum für Menschen mit unterschiedlichen Blickwinkeln zu den Themen als einen Beitrag, diese enormen Herausforderung zu meistern. Seitens von Mundus maris werden solide Orientierungen erwartet. Anstrengungen hin zu einer Erziehung für Nachhaltigkeit sollten im Zentrum des Interesses stehen. So soll der Wandel in diese Richtung unterstützt werden.

Paul Jacobs von SEDIF, dem Organisator des Campus Plein Sud an der Freien Universität Brüssel, analysierte kritisch mit den Teilnehmern die Entwicklungskonzepte, die die Forschung und die politische Anwendung seit den späten 1950er Jahren inspiriert haben. Mit der Entkolonialisierung kam der Begriff der Entwicklung auf, der auf industrieller Produktion und anderen importierten Modellen basierte. Dies erwies sich bald als unzureichend, wenn nicht sogar schädlich, für die ehemaligen Kolonien.

Der 1972 veröffentlichte Bericht des Club of Rome, "Die Grenzen des Wachstums" schlug viele Wellen, nicht zuletzt durch die Infragestellung des Entwicklungsmodells der Industrieländer und deren Auswirkungen auf globale Ressourcensituation und die Entwicklungsländer selbst. Fünfzehn Jahre später, 1987, ebnete der Brundtland-Bericht "Our Common Future" (Unsere gemeinsame Zukunft) den Weg für den Erdgipfel von Rio im Jahr 1992. Dieser brachte das Übereinkommen über die biologische Vielfalt hervor, das bis vor kurzem der internationale Vertrag war, den die meisten Ländern der Welt ratifiziert haben oder ihm beigetreten sind.

Nach dem Ende des kalten Krieges, in den 1990er Jahren, gab es eine stärkere Bewegung, um die Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern zu suchen, statt sie zu bevormunden. Es wurden sowohl die Gemeinschaft der Entwicklungshelfer in Frage gestellt, als auch ihreModelle, auf denen sich der Entwicklungs-Diskurs und dessen Praxis stützte. Ansätze der globalen und regionalen Handelssysteme und der zunehmend globalen Reichweite von transnational operierenden Unternehmen brachten neue Herausforderungen: wie können wir die Ziele sozialer Gerechtigkeit verfolgen, wie die Rechte auf ein menschenwürdiges Leben und den Schutz der natürlichen Umwelt gewährleisten, von der die Benachteiligten besonders abhängen?

Im neuen Jahrhundert wird die politische und wirtschaftliche Bühne zunehmend multipolarer und es verstärken sich die wechselseitigen Abhängigkeiten. Daraus resultieren neue Überlegungen, was die Entwicklung und insbesondere die nachhaltige Entwicklung bedeuten könnte, und wie die internationale Zusammenarbeit und Solidarität dazu beitragen kann, die negativen Seiten der Globalisierung besser einzudämmen. Hier eröffnen sich mehr als genug Felder für kritisches Denken, sowohl für diesen als auch andere Workshops.


 

 

 

Nach einer kurzen Selbstpräsentation aller Teilnehmer gab Stella Williams als Moderatorin das Wort an Tobias Troll, den Projektleiter des neuen DEEEP Projektes. Er wiederholte einige der historischen Perspektiven von Paul Jacobs und betonte, wie einige kritiklos verwendeten Begriffe wie Armut, in der Regel aus einer nördlichen Perspektive verwendet, zeitweilig perverse Auswirkungen auf die Entwicklung von Entwicklungsstudien und Praxis hatten. Diese Perspektive schenkte der Kultur, der Sozialstruktur oder anderen Ressourcen der Gesellschaften wenig Aufmerksamkeit. Man reduzierte alles auf die finanziellen Mittel.


Tobias Troll hinterfragte diese traditionellen Entwicklungsansätze, die auf der Idee eines „mächtigen Gebers und dankbaren Empfängers" gründen. Ebenso bleiben die ersten sechs Millennium Entwicklungsziele (MDG) eine technokratische Antwort auf eine globale Krise. Sie akzeptieren ausserdem, dass nicht alle Menschen, sondern nur ein gewisser Prozentsatz dieser oder jener Untergruppe das Recht auf Grundversorgung wie Bildung, Gesundheitsversorgung, sauberes Wasser und grundlegende Abwasserentsorgung haben. Diese ansonsten lobenswerten Ziele luden allerdings zu der Frage ein, wer über die Verteilung des Rechtes an Grundversorgung entscheiden würde. Außerdem sind diese Ziele ohne die Verwirklichung von MDG 7 „Nachhaltigkeit" und MDG 8 „globale Partnerschaft" unerreichbar.

Tobias Troll verwies auf die Arbeit von CONCORD, der Dachorganisation von rund 1800 Nicht-Regierungs-Organisationen in nationalen Plattformen und Netzwerken in den 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Im CONCORD DARE Forum, richtet die Arbeitsgruppe für Entwicklung und Bewustseinsbildung des NGO-Bundes ihre Tätigkeit auf die Notwendigkeit einer globalen Zivilgesellschaft aus. Die Arbeitsgruppe besteht aus Bürgern, die sich für Entwicklungsziele engagieren, um so die Legitimität zu erreichen, die für einen breiten Konsens nötig ist und erlaubt, auf die Veränderungen lenkend Einfluss zu nehmen. Öffentliches Engagement wird hier als wesentlich angesehen für die Öffnung eines Freiraums, in dem Dialog, wechselseitiges Lernen, Teilnahme aller und gezielte Interaktion der Bürger möglich sind.


Die Anreicherung von derzeit akzeptierten Paradigmen, besteht aus den folgenden Ideen, um die internationale Zusammenarbeit in der Zukunft zu stützen:

  • Bürgerverantwortung für den Wandel ist ein zentrales Prinzip eines auf den Menschenrechten basierenden Ansatzes für Entwicklung.

  • Kohärente Entwicklungspolitik kann nur wirksam sein, wenn sie von der öffentlichen Mobilisierung unterstützt wird.

  • Die Öffentlichkeit muss Entwicklungshilfe kritisch bewerten und begleiten und damit zum Prinzip der Entwicklungshilfewirksamkeit beitragen.

CONCORD fördert diese Grundsätze und arbeitet seit einiger Zeit auf dem Gebiete der globalen Bildung. Das neue DEEEP Projekt, was erst mit voller Kraft vor ein paar Tagen begann, wird dieser Debatte und der Arbeit der BürgerInnen neue Impulse bezüglich der "Befähigung zur globale Gerechtigkeit“ geben. Das Projekt wird auf die bisherigen Arbeiten zur Aufklärung, Sensibilisierung und die Bemühungen zur Beseitigung der Armut aufbauen. Es erfordert viel kritische Reflexion, neues Denken und Praxis, den Raum für globale Bildung und Weltbürgerschaft zu öffnen.


Maria del Carmen Patricia Morales von der Universität Leuven sprach zum Titel "Reflektionen über Nachhaltigkeit aus der Perspektive einer Ethik der Solidarität und Vielfalt". Ihr Ausgangspunkt war der Paradigmenwechsel, den die Brundtland-Kommission und der Club of Rome bewirkt haben. Diese wegweisenden internationalen Kollaborationen haben die dominanten egozentrischen Konzepte in eine ökologische Richtung verschoben, wo Menschen nicht mehr der Mittelpunkt des Universums, sondern ein Teil des lebenserhaltenden Systems Erde sind.

Die Ethik in diese ökologische Perspektiven zu integrieren, führt zu einer anderen Ansicht der Kategorien „wir" und „die anderen". Der Ausbau dieses Blickwinkels sollte zukünftig zur Überwindung der derzeitigen Grenzen des menschlichen Daseins und zu mehr verantwortlichem Handeln führen. Die Rechte des anderen anzuerkennen, ist nicht nur ein Weg, um „die anderen" zu entdecken, sondern auch uns selbst zu erkennen. „Die anderen", das ist nicht nur die ganze Menschheit, sondern auch die Natur.

Wir haben Fortschritte dabei gemacht, die Ethik stärker zu beachten. Den Krieg als etwas Schlechtes wahrzunehmen, ist ein neuer Gedanke. Das war nicht immer so in der Geschichte. Sklaverei ist nun fast überall verboten. Man könnte andere zivilisatorische Fortschritte anführen. Allerdings ist ein Großteil unserer Praxis nicht im Einklang mit diesem konzeptuellen Fortschritt und bleibt hinter den anerkannten Grundsätzen zurück. Welche Katalisatoren brauchen wir, um beschleunigte Übergänge zu einer angewandten Ethik und Nachhaltigkeit tatsächlich einzuführen?

Wir können verhalten optimistisch sein, das grosse Problem jedoch ist, dass allgemeines Wohlergehen nicht universell existiert.

Kari Kivinen aus Finnland ist der Generalsekretär der Europäischen Schulen und ein engagierter Lehrer, der nicht nur den akademischen Leistungen der Schüler viel Aufmerksamkeit schenkt, sondern auch ihren sozialen Fähigkeiten und ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement. In seiner Funktion ist ihm daran gelegen sicherzustellen, dass nützliche pädagogische Initiativen alle Schüler erreichen, nicht nur eine kleine Gruppe. Rückblickend auf die letzten Jahrzehnte im Bildungssystem, stellte Kari Kivinen fest, dass Bildung sich in den 1980er Jahren auf Fakten konzentrierte, in den 1990er Jahren vor allem normativ orientiert war und erst im neuen Jahrhundert pluralistischer wurde.

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) hat sich aus der Umwelt-Lehre entwickelt. BNE soll jedem Mensch das Wissen, die Fähigkeiten, Einstellungen und notwendigen Werte vermitteln, eine nachhaltige Zukunft mit zu gestalten. Das Ziel ist es heute, die Bereitschaft und Fähigkeit der Schüler zu erhöhen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, kompetent zu handeln und ihren Unternehmergeist zu förden. BNE erfordert partizipative Lehr-und Lernmethoden, die die Lernenden motivieren und befähigen, ihr Verhalten zu ändern und Maßnahmen zu Gunsten der nachhaltigen Entwicklung zu ergreifen. Geförderte Kernkompetenzen sind: kritisches Denken, Vorstellen von Zukunftsszenarien und kollaborative Entscheidungsfindung.

Es gibt eine gute Reihe von internationalen und europäischen Politik Dokumenten für BNE. Jüngste Beispiele sind die Bonner Erklärung der UNESCO, vom März 2009, die 2009 überprüfte EU-Strategie für nachhaltige Entwicklung und auch in jüngenster Zeit die Rio+20 Konferenz der Vereinten Nationen im Juni 2012. Ungeachtet dessen, wie gut die Erklärungen und Strategien sind, bleibt es eine Herausforderung, ihre Prinzipien und Orientierungen in den Lehrplan und die täglichen Anstrengungen in den Europäischen Schulen zu übersetzen.

Wir sind nicht nur darum bemüht, was die Schülerinnen und Schüler über die Prinzipien nachhaltiger Lebensweisen lernen, sondern dass sie anwenden, was sie gelernt haben: Arbeiten für das öffentliche Wohl mit kritischem Denken, das sie in der Schule lernen sollten.

Als mit jungen Menschen arbeitende Lehrer fragen wir uns ständig, wie man das erreichen kann. Wir müssen den Jugendlichen das Werkzeug mitgeben, die Welt in der wir leben zu verstehen und sich um sie zu kümmern, und sie in Zukunft mit zu gestalten.

Erst im Februar 2013 wurde der Beschluss gefasst, eine Arbeitsgruppe aus Lehrern, Schülern und Schulinspektoren zusammen zu setzen, wie man diese Art von Nachhaltigkeit in Praxis der Schule integrieren kann. Es wurde bereits damit begonnen, den Lehrplan und die guten Prinzipien aus früherem Unterricht zu analysieren. Aber die Mitglieder fragen sich, ob dies ausreiche.

Die Lehrer der Europäischen Schulen wollen in erster Linie die Natur respektieren und die „anderen" schützen. Kinder lieben die Natur und die Schule sollte diese positive Einstellung unterschützen und konsolidieren.

Was scheint zu funktionieren? Was wichtig ist, dass jeder teilnehmen kann, nicht nur einige Privilegierte:

  • z.B. Recycling funktioniert für alle Altersgruppen, aber nur, wenn alle Erwachsenen auch mittun!

  • Themenwochen scheinen gut zu funktionieren;

  • Leuchtturm-Projekte wie etwa die Patenschaft eines Mundus maris Projekts zwischen einer Kunst-Klasse der Europäischen Schule in Uccle, Belgien, und der Realschule (CEM) in Kayar, Senegal, sind wertvoll, aber sollten einen größeren Maßstab bekommen. Dies geschah ansatzweise z.B. durch die Ausstellung der Arbeiten beider beteiligten Schülergruppen, um den daraus resultierenden Nutzen an Erfahrungen teilen und das Erlebte weiter verbreiten zu können;

  • Ein Reis-Tag zur Förderung sozialer Projekte

  • Debatten helfen, kritisches Denken und die Entwicklung solider Argumente zu schärfen;

  • Aktivitäten von Kindern für Kinder;

  • Alle Arten von Aktivitäten die dazu beitragen, mehr Grün in Schule und Alltag zu bringen ... z.B. Sonnenkollektoren auf den Dächern, sparsam mit Materialien umgehen usw. Aber darüber hinaus ist es wichtig, die Aktivitäten für die Ausübung der Solidarität konkret zu fördern.

Die Moderatorin stellte Aliou Sall vor, einen senegalesischen Sozio-Anthropologen mit mehr als zwei Jahrzehnten Erfahrung in der Fischerei des Landes und in Westafrika. Er koordinierte die Tests für die Einführung von Unterrichtshilfen eines ökosystem-orientierten Ansatzes an 10 Schulen in Senegal und Gambia. Die Entwicklung und Erprobung der Lehreinheiten wurde im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem FAO EAF-Nansen Projekt durchgeführt und von Mundus maris weiter verfolgt.

Diese Pilotaktivitäten wurden in Zusammenarbeit mit Schulen in Fischerdörfern durchgeführt, die sehr mit ihrer lokalen Umgebung verbunden sind. Sie begannen mit einer Bedarfsanalyse der Schulen in Bezug auf die schon gebrauchten und vorhandenen Kommunikationsmittel, und anderen, die als wünschenswert betrachtet wurden. Als Ergebnis wurde die Entwicklung von Lehrmitteln begonnen, die wissenschaftliche Erkenntnisse im Lehr-Format zur Verfügung stellte, an Elemente der traditionellen Kultur anknüpfte, z.B. Theater, sowie Übungen im Klassenraum und auf Exkursionen beinhaltete. Der Inhalt basierte auf fünf miteinander verbundenen Prinzipien. Diese sind:

  • die Aufrechterhaltung der Integrität der Ökosysteme (kein Fisch ist eine Insel);

  • Förderung eines Vorsorgeansatzes im Fischereimanagement und in der sonstigen Nutzung von Meeres- und Küsten-Ökosystemen, und dies unter Beachtung der Regeln;

  • Gewährleistung einer breiten Beteiligung der Betroffenen;

  • Förderung der Sektorintegration und Sicherung der Lebensgrundlagen;

  • Investitionen in Forschung und Wissen.

Drama und Rollenspiele erwiesen sich als die wohl wichtigsten Methoden, um Konflikte zwischen verschiedenen Praktiken aufzulösen. Durch das Rollenspiel während der Übungen wechselten die Schüler die Perspektive und konnten sich neue Inhalte aneignen.

Mundus maris erkundet auch andere Möglichkeiten, um Brücken in einer Weise zwischen noch lebendigen Traditionen und modernem Wissen zu schlagen, die für die jungen Menschen den Zugang zu den besten der beiden ermöglicht. Eine der Herausforderungen besteht darin das ethnologische Wissen wieder aufzuwerten. Eine Möglichkeit, die Weitergabe solcher Werte zu ermöglichen, besteht darin, alte Fischer einzuladen, um ihre Erkenntnisse und Orientierungen durch die modernen Medien, wie z.B. das Video, zugänglich zu machen. Es gibt gute Gründe, solche neuen Wege zu versuchen, denn eine ganze Reihe von ehemals emblematischen Fischarten sind als Folge der Überfischung verschwunden.

Die bisherigen Ergebnisse sind sehr ermutigend. In Gambia laufen verschiedene Anstrengungen, den Lehrplan zu aktualisieren und die Reformen zu institutionalisieren. Im Senegal haben die Lehrer auch ihre zusätzliche Arbeit fortgesetzt, aber die Einbeziehung des Erziehungsministeriums und seiner Schulinspektoren steckt noch in den Kinderschuhen. Die Schulen sind sehr an einer internationalen Zusammenarbeit interessiert, als einen Weg, um ihre Lernbedingungen zu verbessern und bessere Möglichkeiten für die Kinder anzubieten. Vielleicht könnten sich Ambitionen der Europäischen Schulen und jener in West Afrika treffen.


 

Für den Rest des Morgens moderierte Stella Williams die Diskussion über die vorgetragenen Ideen. Unterbrochen von einem Sandwich-Mittagessen und der Projektion des Video-Interviews mit Awa Seye, der Anführerin der senegalesischen Frauen in der handwerklichen Fischerei, war der ganze Nachmittag der Diskussion über die praktischen Konsequenzen für mehrere laufende und geplante Projekte gewidmet. Das Video leistete tatsächlich einen interessanten Beitrag zu den Überlegungen, insbesondere dazu, wie man ein neues Gleichgewicht zwischen Tradition und Moderne finden kann, und zwar hier besonders bezogen auf Schulbildung und lebenslanges Lernen.

Zwei der interessantesten Aspekte für Nachfolgeaktivitäten zum FAO EAF-Nansen Pilotprojekt waren:

Erstens, dass die Kinder durch den Gebrauch der Fisch-o-meter (Fischlineale) einen quantitativen Begriff entdeckten – diese sind ja nicht so dominant in ihrer traditionellen mündlich übertragenen Kultur -, und dass sie dies in einen nützlichen Dialog mit den Erwachsenen einbringen konnten. Ihre Entdeckung, dass der Fang von Fischbabies weit verbreitet und ein Zeichen für nicht-nachhaltige Praktiken ist, führte zu vielen Debatten nicht nur in der Schule, sondern auch in der Gemeinde.

Zweitens ein konvergierendes Interesse der Fischhändler verschiedener Märkte war es, die Fisch-o-meter zu erhalten und sich mit ihrer Verwendung vertraut zu machen. Dabei spielte die Angst um ihre zukünftigen Geschäfte mit, falls die Überfischung unvermindert anhalten würde.

Nachdem die Unterrichtsmittel und praktischen Übungen in realen Situationen erst einmal Bestandteil des Unterrichts geworden war, nahm das Gefühl für den Sinn und die Relevanz des Schulunterrichts stark zu. Dies war bei Übungen zum Thema konkrete Nachhaltigkeit besonders der Fall.

Margareth Hammer kommentierte die Abschwächung des Austausches zwischen den Generationen und wie dies allgemein zum Verlust von Wissen, nicht nur von traditionellem Wissen, führe. Aus ihrer eigenen jahrzehntelangen Arbeit in vielen Ländern argumentierte sie zugunsten der erneuten Verbindung zwischen Menschen aller Altersgruppen, um sicherzustellen, was sie als „generationenübergreifendes Wissen", oder die Übertragung von Wissen innerhalb der Familie und der Gemeinschaft zwischen den Ältesten und der Jugend bezeichnete. Dies könnte eine der denkbaren Antworten auf Probleme sein, die von Awa Seye und anderen im Video-Interview identifiziert worden waren.

Weitere wertvolle Kommentare entwickelten die Notwendigkeit, lineares Denken durch Nachhaltigkeits-Paradigmen zu ersetzen und warum Lehrerausbildung für spezifische Altersgruppen abgestellt werden solle. Ausserdem sollten die Lehrer ihre Praktiken auf den neuesten Stand bringen, um neue Methoden und Erkenntnisse aufzunehmen, die ihnen helfen, während ihres oft langen beruflichen Lebens erfolgreiche Leitbilder für die junge Generationen zu sein. Peer-to-Peer-Lernen und der Einsatz moderner Informationstechnologien als Ergänzung zu etablierten Methoden und Lehrmitteln könnte die Lehre dynamischer und effektiver gestalten.

Einige sehr nützliche Anregungen aus der Gruppe bezüglich der laufenden Arbeiten in Senegal, Gambia, Nigeria und Belgien werden bald praktisch umgesetzt werden.

Der Workshop endete mit einem Schlusswort, das die Hoffnungen und Erwartungen der Teilnehmer für die Umsetzung der Tages-Ergebnisse und die Stärkung der Zusammenarbeit hervorhob. Grund genug, um all denjenigen zu danken, - den Anwesenden sowie auch dem Vorbereitungsteam - die großzügig zu der Information, Dokumentation, dem Austausch von Lebenserfahrungen und den Fragestellungen beigetragen haben.


Die Stimme der Forschung: Ausgewählte Links zu Wissenschaftlern, Institutionen und Veröffentlichungen

 

 

Österreich:

Universität Klagenfurt, Zentrum für interdisziplinäre Forschung und Erziehung. Forschungsfelder: Erziehungsnetzwerke, Entwicklung der Erziehung, Wissenschaftserziehung, Lebenslanges Lernen, Schulentwicklung. Einer der Wissenschaftler ist Franz Rauch. Er ist zZt Direktor des Instituts für Lehr- und Schulentwicklung.

Belgien:

Freie Universität Brüssel - Université libre de Bruxelles, Centre de Recherche en Sciences de l’Éducation, Direktor: Prof. Sabine Kahn leitet Forschung über Erziehungssysteme, Lernen und Umgang mit Vielfalt überwiegend in der Klasse (von der Schule bis zur Universität), inkl. internationale Zusammenarbeit.

Institut d'Ecopédagogie, Lüttich, Belgien - Präsidentin des Verwaltungsrats (Conseil d'administration) Christine Partoune

Universität Ghent, Abteilung Erziehungsstudien

Dänemark:

Universität Aarhus, Abteilung Erziehung. Jeppe Læssøe, Prof. mit besonderer Verantwortung und mit Arbeitsrichtung Nachhaltigkeit. Siehe Bibliographie.

Finland:

Universität Helsinki, Abteilung für Angewandte Forschung und Erziehung, Mauri Åhlberg, Professor der Biologie und Nachhaltigkeitserziehung - Veröffentlichungen

Frankreich:

Muséum National d'Histoire Naturelle, Wissenschaftler der UMR 208 : MNHN/IRD Lokales Erbe, Prof. Girault Yves

Fortin-Debart C., Girault Y. (2009). De l’analyse des pratiques de participation citoyenne à des propositions pour une Éducation à l’environnement, in Éducation Relative à l’Environnement : Regards, Recherches, Réflexions. Vol. 8.

Fortin-Debart C., Girault Y. (2006/2007). Pour une approche coopérative de l’environnement à l’école primaire. Recherche exploratoire auprès d’enseignants du primaire, in Education Relative à l’Environnement : Regards, Recherches, Réflexions. Vol.6 Education à l’environnement et institutions scolaires, pp 97-117.

Girault Y., Lange J-M., Fortin-Debart C., Delalande Simonneaux L., Lebeaume J. (2006/2007). La formation des enseignants dans le cadre de l’éducation à l’environnement pour un développement durable : problèmes didactiques, in Education Relative à l’Environnement : Regards, Recherches, Réflexions. Vol.6 Education à l’environnement et institutions scolaires, pp 119-136.

Deutschland:

Leuphana Universität Lüneburg, Institut für Umwelt- und Nachhaltigkeitskommunikation, Forschung im Bereich Erziehung und Kommunikation für Nachhaltige Entwicklung (Education and Communication for Sustainable Development - ECSD), Prof. Gerd Michelsen, Unesco Lehrstuhl - siehe Publikationen.

Universität Bremen, Fachbereich 12, Prof. Brunhilde Marquardt-Mau arbeitet über pädagogische Konzepte, kompetent und schülernah Naturwissenschaften und mehr zu unterrichten.

Irland:

St. Patrick's College, Drumcondra und County Dublin Vocational Education Committee haben eine Studie für die irische Entwicklungshilfe über das Leitbild der Entwicklungserziehung angefertigt.

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!" target="_blank">Audrey Bryan and Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!" target="_blank">Meliosa Bracken, 2012. Learning to read the world. Teaching and learning about global citizenship and international development in post-primary school. Research Briefing. Irish Development Aid. 8 p. Hier klicken zum Herunterladen.

Italien:

Università degli Studi di Parma, Centro Italiano di Ricerca ed Educazione Ambientale with its publicatiions. Dr Antonella Bachiorri arbeitet und publiziert besonders über Erziehung zur Nachhaltigkeit.

 

Der politische Konsens in der Europäischen Union 2010

Die Schlußfolgerungen des Europäischen Rates bez. Erziehung zur nachhaltigen Entwicklung vom 19. November 2010 können hier heruntergeladen werden.

Deutsche Übersetzung: Marianne Braun.