Das FishBase-Team des Königlichen Museums für Zentralafrika in Tervuren, Belgien, unter der Leitung von Prof. Jos Snoeks, war am 4. September 2023 zum vierten Mal Gastgeber des jährlichen FishBase-SeaLifeBase-Symposiums. Die öffentliche Veranstaltung bot interessante Vorträge von Vertretern zahlreicher Organisationen, die bereits an globalen Datenbanken zur biologischen Vielfalt arbeiten, die alle Fischarten und alle anderen Meerestiere erfassen, oder dies planen.

Darüber hinaus präsentierten mehrere Experten aus anderen belgischen Forschungsinstituten verwandte Arbeiten. Die wissenschaftlichen Fortschritte, die dank der Nutzung dieser Datensysteme erzielt wurden, waren beeindruckend. Neu war, dass zwei Flash-Talk-Sitzungen den Online- und Vor-Ort-Teilnehmern weitere Forschungs-Updates boten.

Rainer Froese, einer der "Väter" von FishBase, erläuterte die Fortschritte bei der Analyse von Beständen unter Verwendung des in den Datenbanken FishBase und SeaLifeBase verfügbaren Vorwissens. Diese sollten es nun viel einfacher machen, auch für Bestände mit weniger Daten als für die herkömmliche Analyse erforderlich, Managementempfehlungen zu geben. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass dies sogar für Fisch- und Wirbellosenbestände in Ländern mit guter Forschungsinfrastruktur wie der EU gilt.

Lauren Sallan vom Okinawa Institute of Science and Technology, Japan, gab Einblicke in die Arbeit an Fossilien, die sie mit ihrem Team durchführt. Diese Untersuchungen sind sehr interessant und könnten dazu führen, dass Fossilien in FishBase aufgenommen werden und die Arbeiten so zum Verständnis der Evolution von Wirbeltieren vorantreiben. In dem anschließenden kurzen Gespräch wurde die Lektüre des hochgelobten Buches "Why Fish Don't Exist: A Story of Loss, Love, and the Hidden Order of Life" (Eine Geschichte über Verlust, Liebe und die verborgene Ordnung des Lebens) von Lulu Miller empfohlen. Es bietet die Möglichkeit, in das Leben des Taxonomen David Starr Jordan einzutauchen, eines Mannes, der davon besessen war, Ordnung in die natürliche Welt zu bringen.

Gastredner Peter Mullen von Sunbird TV stellte mehrere sehr erfolgreiche Apps zur Artenbestimmung von Vögeln und Bienen vor, bei denen KI zum Trainieren der App eingesetzt wird. Er deutete an, dass diese Option auch für Fische denkbar werden könnte. Eine solche Anwendung könnte es Tauchern ermöglichen, zuverlässigere Einträge für ihre geschätzten Logbücher zu erstellen. Umgekehrt könnte dies auch den Zugang für mehr Bürgerwissenschaft bieten, ähnlich wie es bei der Vogelbeobachtung üblich ist. Klingt fantastisch! Wir hoffen, dass es klappen wird.

Die unermüdliche Jessica Meeuwig von der University of Western Australia (UWA) nahm das Publikum mit auf eine Reise zu zerstörungsfreien Unterwasserbeobachtungen mit ihrem ferngesteuerten Unterwasservideosystem (BRUVS).

Daniel Pauly, der andere "Vater" von FishBase, brillierte mit einer Weiterentwicklung seiner erklärmächtigen Kiemen-Sauerstoff-Limitations-Theorie (GOLT). Er zeigte, dass die abnorm hohe Kohlendioxidkonzentration im Blut (Hyperkapnie), der Auslöser dafür ist, dass Fische die Umweltreize wahrnehmen, die für die Reifung und das letztendliche Ablaichen erforderlich sind. Sie tritt auf, wenn die Kapazität der Kiemenoberfläche nicht mehr ausreicht, den für das Körpervolumen erforderlichen Sauerstoff zu liefern. Er zeigte, dass dieser Mechanismus bei allen Knochenfischen, Knorpelfischen wie Haien funktioniert und sogar bei einem lebenden Fossil, dem Quastenflosser (Latimeria chalumnae), zu beobachten ist..

Viele weitere interessante Präsentationen ließen die Zeit wie im Flug vergehen. Der Beitrag von Mundus maris war ein kurzer Bericht über die Zusammenarbeit mit Quantitative Aquatics (Q-quatics) bei der Entwicklung der FishBase Guide App, die von Cornelia E. Nauen vorgestellt wurde. Sie umfasst nun Übersetzungen und Gewichtsschätzungen, die mit den gemessenen Längen übereinstimmen. Die App enthält Angaben zur Größe zum Zeitpunkt der ersten Geschlechtsreife, zur optimalen Länge, um maximale Fänge zu gewährleisten, und zur in der Literatur angegebenen maximalen Länge. Zusätzliche Erklärungen zu den Messgrößen können durch Anklicken der Icons (See More) abgerufen werden. Ein Klick auf das cm-Symbol rechts unter dem allgemeinen FishBase-Namen zeigt ein Diagramm, das die verschiedenen Möglichkeiten zur Messung der Fischlänge in Abhängigkeit von der Form der Schwanzflosse veranschaulicht. Die App kann kostenlos aus dem Google Play Store heruntergeladen werden. Bitte den QR-Code auf der Folie rechts verwenden.

Mit der App können wichtige Fischarten für jedes Land anhand der gebräuchlichen Namen oder der wissenschaftlichen Namen, sofern bekannt, gesucht werden. Sie liefert auch den Status auf der Roten Liste der IUCN in Bezug auf den Grad der Bedrohung des Aussterbens und die geografische Verbreitung. Die Folien sind hier verfügbar.

Es ist hier nicht der richtige Rahmen, um alle interessanten Präsentationen zusammenzufassen. Es genügt zu sagen, dass das öffentliche Symposium eine ausgezeichnete Gelegenheit war, sich über die neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen zu informieren und dabei die Möglichkeiten von FishBase und SeaLifeBase zu nutzen. Diese globalen Datenbanken zur biologischen Vielfalt wurden in den letzten 30 bzw. 15 Jahren aufgebaut. Sie werden von Q-quatics auf den Philippinen und seinem hoch motivierten Forschungs- und Codierungsteam betrieben. Mehrere tausend freiwillige Mitarbeiter haben im Laufe der Jahre ihren Beitrag geleistet. Das Team hat Daten aus Zehntausenden von Büchern und Forschungsarbeiten extrahiert und standardisiert und so diese verläßliche Informationsquelle durch eine große kollektive Anstrengung geschaffen. Auf diese Weise wurde es möglich, die Grundlagen des Lebens zu erforschen. Die von findigen und kreativen Köpfen durchgeführten Analysen sind heute eine unverzichtbare Quelle des Lernens. Sie tragen dazu bei, unser Verständnis der maritimen Artenvielfalt zu entwickeln und Lösungen für das sechste Massensterben von Arten und die sich abzeichnende Ernährungsunsicherheit zu finden.

Mit rund 700.000 monatlichen Besuchen der Website und den Berichten über die einzelnen Fische und Meeresorganismen ist sie wie eine Online-Bibliothek des maritimen Lebens.

Nicht zuletzt dank der wissenschaftlichen Zusammenarbeit sind zahllose Freundschaften und inspirierende menschliche Beziehungen entstanden, die das Engagement dieser erstaunlichen Gruppe von Menschen untermauern, das gesammelte Wissen der Menschheit über die maritime Artenvielfalt für alle zugänglich zu machen. Wenn wir im Kampf gegen die sich überschneidenden globalen Krisen vorankommen, werden wir das auch FishBase und SeaLifeBase zu verdanken haben. Sie können mit einer Spende dazu beitragen, diese großartigen Ressourcen und das dahinter stehende Team zu erhalten. Eine Möglichkeit ist, für nur 100 USD ein Jahr lang eine Seite mit einer Kurzbeschreibung der von Ihnen bevorzugten Art zu sponsern. Ihre Unterstützung wird auf den Websites für alle sichtbar sein. Es ist ganz einfach mit der Spenden-Taste.

Deutsche Übersetzung von Claudia Mense.