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Session 3 Konsumverhalten

Maarten Bavinck moderierate die Session mit Partnern des Fish4Food Projekts. Die Sprecher waren: Froukje Kruijssen, KIT Royal Tropical Institute, Amsterdam; Ben Belton, Michigan State University und WorldFish; Akosua K. Darkwah, University of Ghana; Amalendu Jyotishi, Azim Premji University, Bangalore; Kyana Dipananda, University of Amsterdam; and Thijs Schut, University of Amsterdam.

Froukje Kruijssen lenkte die Aufmerksamkeit auf Beobachtungen, wie soziale Normen das Verbraucherverhalten beeinflussen und wie sich die Urbanisierung mit den damit verbundenen Veränderungen des Lebensstils auf die Vorlieben für Fertiggerichte auswirkt. Sie betonte, wie wichtig es sei, dass schwangere und stillende Frauen und Säuglinge in den ersten 1000 Tagen ihres Lebens Zugang zu einer vollwertigen Ernährung haben, die die Gesundheit und die volle geistige Entwicklung sichert.

Ben Belton sprach über die handwerkliche Fischerei für kleine, preisgünstige Süßwasser- und Meeresfische in Bangladesch, Myanmar und Indien. Sie werden frisch verzehrt oder in vielfältiger Form verarbeitet. Süßwasserfische wurden durch die Veränderung von Lebensräumen und den Ausbau der Infrastruktur, z.B. durch die Aufstauung des Tonle Sap in Kambodscha, immer knapper. Die daraus resultierenden Preissteigerungen führen zu einer Substitution bevorzugter Arten durch Aquakulturprodukte und weniger bevorzugte kleine Meeresfische. Der starke Abfischungsdruck und die Konkurrenz zwischen handwerklichen und industriellen Meeresfischern sowie die Weiterverarbeitung der Fänge zu Fischmehl machen es immer wahrscheinlicher, dass die Erträge aus dem Meer auch für finanziell schlechter gestellte Menschen unbezahlbar werden.

Akosua Darkwah berichtete über eine Arbeit, die sie zusammen mit John Armah über die Ernährungsgewohnheiten in Jamestown, Ghana, durchgeführt hatte. Das gängige Grundnahrungsmittel war Kenkey, basierend auf zermahlenem Mais oder früher Hirse, das immer in Kombination mit kleinen Fischen gegessen wurde. Als die Zutaten teurer wurden, verringerten sich die Portionen leicht. Sie war der Meinung, dass dies kein Problem sei, da Ernährungswissenschaftler bereits dazu rieten, die Kohlenhydratzufuhr in der Ernährung zu reduzieren. Die Frage war vielmehr, ob es angesichts der Überfischung und des Baus eines riesigen Hafens an der Stelle, an der bisher Kleinfischer tätig waren, in Zukunft noch Fisch geben würde.

Amalendu Jyotishi merkte an, dass der durchschnittliche Pro-Kopf-Fischkonsum in Indien lediglich 5 kg pro Jahr beträgt, was nach Schätzungen der FAO (2018) nur 25 % des weltweiten Durchschnitts entspricht. Da Städte eine große Anzahl an armen Bevölkerungsgruppen aus ländlichen Gebieten anziehen, wurde befürchtet, dass diese nur über Märkte Zugang zu Fisch haben und somit der Konsum eingeschränkt werden könnte. Er untersuchte daraufhin die Unterschiede im Fischkonsum zwischen Chennai, einer Küstenstadt in Südostindien, und dem im Landesinneren gelegenen Bangalore. Es stellte sich heraus, dass in den untersuchten Bezirken mit niedrigem Einkommen der Fischkonsum aufgrund des Geschmacks und der Tatsache, dass die Menschen sich des Nährwerts bewusst waren, ähnlich hoch war. In Chennai wurde Meeresfisch gegenüber Süßwasserfisch stark bevorzugt. Mobile Verkäufer und die nahen Märkte spielten in beiden Städten eine große Rolle bei der Verfügbarkeit.

Kyana Dipananda hatte den Zugang, die Verarbeitungspraktiken und die Einstellung zu Fisch als Nahrungsmittel in Madura, einer ländlichen Gegend in der Provinz Ostjava, Indonesien untersucht. Fisch ist ein fester Bestandteil der Ernährung, meist gekocht. Er wird als billig, gesund und schmackhaft angesehen. Allerdings ist billiger Fisch nur saisonal verfügbar. Größe und Qualität des Fisches sind den Menschen wichtig. Größerer Fisch ist "gesund zum Essen". Die einfache Zubereitung beeinflusst auch die Wahl der Fischart. Arbeiter aus Madura, die in städtische Gebiete abwandern, z. B. als Ladenbetreiber, neigen dazu, auf Fertiggerichte umzusteigen.

Thijs Schut untersuchte den Fischkonsum im ländlichen Sumba, Indonesien, und fand heraus, dass kleiner gebratener Fisch mit Reis und Gemüse dem gezüchteten Fisch fast immer vorgezogen wurde. Getrockneter Fisch war selten. Mobile Händler spielen eine große Rolle bei der Versorgung, manchmal auf Kredit, ohne den die arme Bevölkerung keinen Zugang hätte. Die Entwicklungspolitik aus der Hauptstadt betrachtet dies als rückständig und fördert "moderne" Aquakulturprodukte.

Die Diskussion über die verschiedenen Fallbeispiele machte deutlich, dass eine Einheits-Politik in höchstem Maße verfehlt wäre. Sie dämpfte auch die Ansicht, dass die Politik der Zentralregierung der wichtigste zu analysierende und zu informierende Faktor wäre, da die informellen Marktkanäle oft sehr effizient arbeitete und nicht unterschätzt werden sollten. Es wurde festgestellt, dass Urbanisierungsprozesse zu Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten führen.