von Dr Claudia Wosnitza Mendo

 

Entlang der peruanischen Küste hat man an verschiedenen Orten Anzeichen menschlicher Siedlungen gefunden, die bis zu 15.000 Jahre zurück datiert werden konnten. Aus der Vor-Keramikzeit haben Forscher sowohl Reste von Netzen gefunden als auch Kürbisse, die als Schwimmer dienten und durchlöcherte Steine, die als Netzgewichte benutzt wurden.

Abb. 1: Reste eines Fischernetzes, die in der Huaca Prieta gefunden wurden (Photo aus dem Larco Herrera Museum, Lima, Peru)

 

Abb 2: Antike Angelhaken aus verschiedenen Muschelschalen und Knochen

Im Norden Perus, nahe dem Fischerort El Brujo, befindet sich die archäologische Ausgrabungsstätte Huaca Prieta, wo es eine erste Besiedlungsphase gab, deren Periode auf den Zeitraum von vor 15.000 bis 8000 Jahren datiert wurde.

Aber Netzfragmente aus Kaktusfibern mit Kürbisschalen als Schwimmern und Steingewichten mit zentraler Bohrung fand man erst in einer späteren Phase (vor 6.000 – 4.500 Jahren).

Außerdem fanden die Archäologen Angelhaken aus verschiedenen Muschelschalen und Knochen (Abb. 1 und 2).

Die Ernährung der Küstenbewohner war sehr vielseitig. Sie bestand aus einem Gemisch unter anderem aus verschiedenen Bohnensorten und Kürbissen sowie zahlreichen Meeresfrüchten, wie Fischen, Muscheln, Taschenkrebsen, Seeigeln, Algen und Seelöwen.

Aus der Zeit, als die Ureinwohner Perus schon die Techniken der Herstellung von Keramik entwickelt hatten (vor etwa 3.500 Jahren) haben die Archäologen eine große Anzahl an Keramikgefäßen, sogenannte „huacos“ mit Darstellungen von Fischen und anderen Meeresressourcen gefunden.

Die Mochica-Kultur sticht besonder mit einer großen Vielfalt von marinen Darstellungen in ihrer Keramik hervor (Abb. 3). Siehe auch den Katalog des Larco Herrera Museums in Lima.


 

 Abb. 3: Keramikfisch in dem für die Mochica Kultur typischen Stil

 

Die Bedeutung des Meeres und seines Reichtums für die Ureinwohner Perus findet auch immer wieder ihren Ausdruck im metallurgischen, Textil- und dekorativen Handwerk, z. B. in dem Zeremonienhemd, Symbol der Macht, das mit Fischen aus vergoldetem Kupfer besetzt ist (Abb. 4).

 

Abb. 4: Zeremonienhemd (Photo aus dem Larco Herrera Museum in Lima)

 

Boote

Das meist benutzte Boot in der Fischerei damals war das „caballito de totora“ (Binsenpferdchen). Die Abb. 5 zeigt zwei Fischer, die auf einem Binsenpferdchen zur See fahren, wobei sie Paddel aus Rohr benutzen. Die Abbildung. 6 zeigt die gleichen Boote heutzutage, die zum Trocknen am Strand von Huanchaco aufgestellt sind. Die Ausparung dient dem Transport der mit Netzen gefangenen Fische.

 

Abb. 5: Mochica Fischer mit ihrem “caballito de totora”

 

Der Pater Acosta erwähnt in seinen Schriften über die Natur- und Moralgeschichte der Indios ("Historia Natural y Moral de los Indios"), dass „die Indios des Ica-Tals zum Fischen Häute benutzen, oder Felle von Seelöwen, die sie von Zeit zu Zeit wieder aufblasen wie luftgefüllte Bälle, damit sie nicht untergehen“.

 

Die Bedeutung der Fischerei für die Entwicklung der verschiedenen Kulturen

Abb. 6: Binsenboote heutzutage am Strand von HuanchacoDer spanische Chronist Piedro de Ciezo de León beschreibt in seiner Chronik Perus (1553) wie die Eingeborenen der Gegend um Chilca Maiskörner zusammen mit dem Kopf einer Anchoveta (oder auch einer peruanischen Sardine) als Dünger aussähten, und so die große Fülle dieser Fischarten nutzten.

Aus den Fischerdörfern am Meer tauschten die Leute Fische und Mollusken gegen Agrarprodukte, z. B. Baumwolle aus dem Hochland aus, die sie zum Netzeknüpfen verwendeten. Solche engen wechselseitigen Beziehungen existierten zwischen der antiken Stadt Caral (23 km von der Küste entfernt) und dem Fischerdorf Aspero, direkt am Pazifischen Ozean gelegen. Die Fischer trockneten und salzten auch die Fische, wenn sie für weiter entfernt im Andengebirge gelegene Orte bestimmt waren, wo sie gegen getrocknetes Kamelidenfleisch von Guanaco und Lama getauscht wurden.

Aus allen abgeschlossenen wissenschaftlichen Untersuchungen und den Funden an den verschiedenen Orten entlang der peruanischen Küste, kann man schliessen, dass die alten Bewohner eine Meisterschaft in der Intensität und Vielschichtigkeit der Nutzung des Meeres und seiner Produkte erreicht hatten, die durchaus vergleichbar mit den komplexen Praktiken war, die die Andenbewohner in der Landwirtschaft erreicht hatten. Jene Fischer erreichten eine Kontrolle über das küstennahe Meer, die der Wirksamkeit der indigenen Bauern und Viehzüchter in den Anden in nichts nachstand.

 

Referenzen

Acosta, Joseph. Historia Natural y Moral de las Indias (1590). Biblioteca de autores españoles, Madrid, 1954.

Cieza de León, Piedro de. La Crónica del Perú. Fondo Editorial de la Pontificia Universidad Católica del Perú, Lima. 1986-1987.

Libro de oro de la pesquería peruana. Sociedad Nacional de Pesquería; 50 Aniversario, 402 pp.