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Sonnenschein und viele interessierte Leute am Mundus maris Stand

Mundus maris in Brüssel gab den Startschuss für eine ganze Serie von Veranstaltungen, die wir zusammen mit unseren Klubs und Partnern in verschiedenen Ländern organisiert haben, um gemeinsam den Welttag der Ozeane 2016 zu feiern.

Das Umwelt-Festival im 50aire Park in Brüssel am Sonntag, den 5. Juni, war der perfekte Rahmen, um breite Aufmerksamkeit auf das diesjährige Motto zu ziehen: „Gesunder Ozean, gesunder Planet".

Gleich neben unseren Freunden des Brüsseler Aquariums, die auch immer ein Publikumsmagnet für Leute sind, die vom Leben im Wasser fasziniert sind, bot Mundus maris gut illustrierte Informationen über die Ozeane an. Wir machten auf die wichtigsten Gefahren aufmerksam und boten Rat für alle Altersgruppen und Umstände an, was jeder einzelne und wir alle zusammen dagegen tun können.

Unser Info-Heftchen in EN und FR fasst Kerndaten aus der neuesten Forschung zusammen und macht Vorschläge, wie Leute selbst aktiv werden und sich mit dem Ozean mehr verbunden fühlen können.

Viele Besucher nahmen am darauf aufbauenden Quiz teil, um ihr Wissen über den Ozean zu testen und eine schicke Tasse mit den Mundus maris Maskottchen Samba and Kumba zu gewinnen. Einige werden sich vielleicht daran erinnern, dass der Mundus maris Klub der Realschule in Kayar, Senegal, die attraktivste Geschichte zur Namensgebung einsandte. Diese wurde anschließend die Grundlage einer Videoanimation auf unserem YouTube Kanal.

Inzwischen hatten die Kids tollen Spaß beim Aus- und Bemalen der Maskottchen mit Wasserfarben und Wachsmalstiften. So konnten die Eltern ein paar Minuten durchatmen und sich umgucken, während Samba und Kumba in allen Regenbogenfarben und sogar in schwarz glänzten.

Das sonnige Wetter und die vielsprachige Crew am Stand ließen viele Besucher zu einem Gespräch in ihrer Muttersprache verweilen, die neuesten wissenschaftlichen Befunde über die Bedrohung der Ozeane entdecken und sich Gedanken machen, was dagegen getan werden kann. Überfischung ist momentan die größte Gefahr, besonders weil die Regierungen nur sehr unvollständige Daten an die FAO liefern und illegale Fischerei und betrügerische Etikettierung mittlerweile gravierende Ausmaße erreicht. Die Besucher waren dankbar, die Fischlineale zu entdecken, die MM und andere schon für etliche Länder und Meeresgebiete entwickelt haben. Die Fischlineale zeigen die Mindestgröße der Geschlechtsreife der wichtigesten kommerziellen Arten an. Es gibt auch Kaufratgeber für viele Länder. So fühlen sich Verbraucher weniger machtlos, wenn sie ihre Kaufentscheidung anhand von nachvollziehbaren Kriterien treffen können. Fischlineale kommen auch als Unterrichtshilfen schon in einigen Grundschulen zum Einsatz. Das Ausmaß der Lücken in den offiziellen Regierungsstatistiken ist besorgniserregend, denn es bedeutet, dass die tatsächlichen Fänge, die von hunderten von Wissenschaftlern dank des Sea Around Us Projekts rekonstruiert wurden, etwa 50% höher sind als die von der FAO aufgrund der offiziellen Berichte zusammengetragenen Weltstatistiken. Wie gravierend die Auswirkungen dieser Praktiken sind, wird klar, wenn man sich vor Augen hält, dass besonders industrielle Fänge, die Lieblinge der Regierungen, seit 20 Jahren zurückgehen, während die Fänge der Kleinfischer, die von offizieller Seite meist ignoriert werden, weiter zunehmen. Anstrengungen für genauere Aufzeichnungen würden sich sofort in realistischeren und nachhaltigeren Politikvorgaben und Investitionen auszahlen.

Die Bedrohungen, die von Millionen Plastiktüten für Meeresschildkröten, Meeressäuger, Fische und Vögel ausgeht, wird jetzt dankenswerterweise von mehr Menschen verstanden. Zahlreiche Kampagnen und Initiativen, sie aus Supermärkten und anderswo zu verbannen hat dazu beigetragen. Die Tiere verwechseln die Tüten mit Quallen und können entweder beim Verschlucken ersticken oder mit einem mit Plastik gefüllten Magen elendiglich verhungern.

Die Plastikverschmutzung hat viele andere Wirkungen. Sonnenkremes und Kosmetika nur ohne Mikroperlen zu benutzen und auch anderweitig auf Vermeidung zu setzen wird von immer mehr Menschen als gute Maßnahme verstanden, die Gefahren zu mindern.

Viel weniger Menschen waren andere Formen der Verschmutzung geläufig, wie sie z.B. die Überdüngung der Küstengewässer und halb geschlossenen Meere (wie die Ostsee) durch industrielle Landwirtschaft und ungeklärte städtische Abwässer hervorruft. Hunderte solcher Gebiete sind mittlerweile weltweit dokumentiert und ihre Zahl und Ausbreitung nimmt zu. Sie werden auch tote Zonen genannt, weil Sauerstoffmangel den meisten Tieren das Leben unmöglich macht.

Der Klimawandel bringt seine eigenen kriechenden Auswirkungen hervor, die auch bereits beobachtet und gemessen werden: die Erwärmung beschleunigt den Anstieg des Meeresspiegels, aus dessen Konto bereits das Verschwinden von vier Inseln im Pazifik geht. Die Versauerung provoziert potentiell in kürzeren Zeitspannen sogar noch größere Sorge, da Meeresorganismen mit Kalkskeletten mehr Energie brauchen, nur um ihren Körper zusammenzuhalten. Ein einfaches Experiment am MM Stand illustrierte wie der Anstieg des Säuregehalts im Meerwasser die Kalkgehäuse von Schalentieren angreift. Die Versauerung entsteht, weil der Ozean einen Teil des CO2 aufnimmt, den menschliche Arbeitsprozesse in die Atmosphäre jagen. Der vermutlich am wenigsten bekannte Effekt des Klimawandels ist, dass warmes Wasser geringere Sauerstoffkonzentrationen hat als kiemenatmende Tiere zum Leben brauchen. Das trifft besonders auf aktive Tierarten in den Tropen zu. Die frei beweglichen Tiere bewegen sich bereits heute im Durchschnitt fast einen km in Richtung der Pole, weil sie in Tropen- und Subtropen zu japsen anfangen. Zusammen machen diese Effekte einen dreifachen Angriff auf den Lebensraum Meer und die darin lebenden Organismen aus. Das sollte unsere Entschlossenheit zu handeln stärken, und zwar schnell. Die Umstellung auf erneuerbare Energien ist dringender denn je.

Es ist daher eine besondere Sorge zu sehen, dass die ersten zaghaften Anstöße, die exorbitanten Emissionen von Treibhausgasen der Schifffahrtsindustrie, gleich im Keim erstickt wurden. Diese maritimen Industrien haben bisher immer erfolgreich Lobbyarbeit betrieben, um aus allen internationalen Verhandlungen herausgenommen zu werden, inkl. dem Pariser Klimagipfel im Dezember 2015. Und das, obwohl sie für 3-4mal mehr Emissionen verantwortlich sind als selbst die Luftfahrtindustrie. Ermutigt durch solche negativen Präzedenzfälle erheben die fossilen Energieriesen wieder ihr Haupt und versuchen, weitere fossilen Energierohstoffe, auch im und am Meer, zu erschließen, so als wäre der Ausstieg nie beschlossen worden!

Am Ende dieses Aktionstags wurden die Quizergebnisse gekanntgegeben - die fünf Mundus maris Tassen werden die Gewinner jeden Tag daran erinnern, wie wichtig und dringlich effektiver Meeresschutz ist. Die Antworten auf die Quizfragen gibt es hier. Alles richtig gehabt?

 

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