Beitragsseiten

 

 

Die offene Vorlesung von Prof. Paul Jacobs "Interaktion Land - Meer" wird für die beiden ersten Studienjahre angeboten.

Paul Jacobs führte in das Thema ein und stellte die Referentin Cornelia E. Nauen vor.

Der Vortrag war in vier Teile gegliedert:

Das Land und die Meere - die Grundlagen
Wussten Sie schon? (mit mehr Infos über die Wechselwirkungen)
Was sind die Folgen dieser Tatsachen?
Was können wir gemeinsam tun?

Die Präsentation stellte einige wichtige Daten über die grundlegende Verteilung von Land und Meeren sowie ihre Wechselwirkungen in den Küstengebieten voran.

Im zweiten Teil wurde diskutiert, was Ozeane und Land für uns in Bezug auf Nahrung, Obdach, Energie, Kommunikation, Klima und vieles mehr bedeuten.

Im drittenTeil der Präsentation wurden die größten Bedrohungen für die Ozeane erörtert, und zwar Überfischung, Klimawandel und Verschmutzung, besonders durch Kunststoffe. Diese Bedrohungen sind eng mit der Art der Landnutzung verflochten. Das kann man an Hand des landwirtschaftlichen Abflusses sehen, der zur Überdüngung (Eutrophierung) der Küstengebiete und zum Verlust von Oberboden aus nicht nachhaltiger Landnutzung führt. Diese Praktiken reduzieren nicht nur die landwirtschaftliche Produktivität, sondern können unter anderem auch mit Problemen der öffentlichen Gesundheit einhergehen. So provozieren z.B. häufigere Sandstürme Atembeschwerden.

Der Klimawandel betrifft Land- und Meeresorganismen mit Veränderungen der Verbreitungsgebiete. So beobachten wir bereits Bewegung in Richtung der Pole, da tropische und subtropische Zonen für einige Arten bereits für ihr Überleben zu warm werden.

Meeresverschmutzung, insbesondere Kunststoff-Abfall, ist weitgehend das Ergebnis von unsachgemäßen Deponien und schädlichen Praktiken. Wenn der Kunststoff im Laufe der Zeit in immer kleinere Fragmente zerfällt und dann von Meeresorganismen aufgenommen wird, die die Fragmente mit normaler Nahrung verwechseln, können diese bei vollem Magen verhungern. Dies führt schon jetzt zum Zusammenbruch von ganzen Vogelbeständen. Darüber hinaus kann es auch vorkommen, dass diese mit Plastik und anderen unerwünschten Molekülen verseuchten Meeresorganismen auf unserer Speisekarte landen.

Der letzte Teil des Vortrags konzentrierte sich auf die Arbeit von Bürgerinitiativen zum Schutz der Ozeane und nachhaltiger Landnutzung, er unterstreicht die Bedeutung von transparenten und leicht zugänglichen Forschungsergebnissen und den Wert bürgerschaftlichen Engagements.

Die Ausdehnung von Größe und Umfang der Land- und Meeresschutzgebiete zeigt Fortschritte, besonders wenn die Schutzmassnahmen auch ordnungsgemäß umgesetzt werden. Effektiv geschützte Bereiche werden von Ökologen und Ressourcen-Ökonomen gleichermaßen als eine Art Versicherung für den Umgang mit Veränderungen betrachtet. Sie helfen, die Integrität der Meeres- und Landökosysteme zu schützen und damit die Aufrechterhaltung des Lebens wie wir es auf der Erde kennen zu gewährleisten. Mehr Räume vor direkter menschlicher Ausbeutung zu schützen, bedeutet die tatsächliche Durchführung von bestehenden internationalen Abkommen und Empfehlungen wie das Übereinkommen über die Artenvielfalt (CBD). Allerdings sind diese und andere internationale Entscheidungen noch nicht alle wie vereinbart umgesetzt. Zur besseren Durchsetzung der bestehenden Gesetze, Verordnungen und internationalen Abkommen sind Bürgerinitiativen und die internationale Zusammenarbeit unerlässlich.

Einige Aktionen der Arbeit von Mundus maris zur Nachhaltigkeit, Bildung und Praxis waren daraufhin angelegt, die Machbarkeit und Zweckmäßigkeit des kritischen Denkens und bürgerschaftliches Engagements zu fördern. Kritisches Denken ist umso wichtiger, als viele Fragen nur von einer dominanten Perspektive aus betrachtet werden, die die Probleme nicht ausreichend erfassen kann. Ein Beispiel dafür ist die Bevorzugung der Politik von industriellen Formen der Nahrungsmittelproduktion, ob im Meer oder auf dem Land. Dies spiegelt sich darin wider, was in nationalen und internationalen Statistiken erfasst wird (und eben auch nicht). Die laufende Rekonstruktion von wirklichkeitsnahen Fischerei-Produktionsdaten, für jedes Land, durch das Sea Around Us-Projekt ist ein Beispiel dafür, wie groß der Fehler in der Erfassung der Realitäten ist. Die Rekonstruktionen machen klar, dass die sogenannte "kleine Küstenfischerei" viel wichtiger ist als was in den offiziellen Statistiken zum Ausdruck kommt. Diese geben somit ein falsches Bild, das dann zu Misdeutungen und falschen Entscheidungen führt. Was die Lebensmittelproduktion auf dem Land angeht, so gibt es zahlreiche Anzeichen, die auch darauf hindeuten, dass kleine bäuerliche Produzenten wichtiger für die allgemeine Versorgung sind als die offiziellen Statistiken glauben machen.

Klicken Sie hier: die powerpoint Darstellung der offenen Vorlesung (in franz.).

Die anschließende Diskussion berührte einige wichtige Themen der Land-Meer-Interaktion, die in der Kürze der Zeit noch nicht zur Sprache gekommen waren. Eine Frage, behandelte beispielsweise die Rolle der Aquakultur. Die Produktion von Organismen auf niedrigem Niveau im Nahrungsnetz (zB. Pflanzenfresser und Plankton-filternde Tiere) würde die Übergänge zu einer nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion in den Meeren erleichtern. Die Produktion von Tieren auf hohem trophischen Niveau im Nahrungsnetz (zB. große Raubfische und alle Arten von Fleischfressern) vertieft dagegen noch die Situation der Überfischung.

Die Schlussfolgerung war, dass viele ökologische, soziale und wirtschaftliche Indikatoren ein stark negatives Bild zeichnen. Dagegen sind internationale Zusammenarbeit und bereits bemerkenswerte Bürgermobilisierung, ordnungsgemäße Strafverfolgung bei Nichteinhaltung der Gesetze und gute Regierungsführung ausgeprochen nützlich und sind sinnvolle Ansätze, um endlich aus der Krise herauszukommen.