Zwei Tage bevor die UN-Ozeankonferenz (UNOC3) begann, marschierten am Samstag, dem 7. Juni 2025, Tausende unter der sengenden Sonne entlang der Promenade des Anglais in Nizza, Frankreich, um den Weltozeabtag zu feiern. Sie forderten entschlossene Maßnahmen der Regierungen, um den Ozean in den Mittelpunkt der Bemühungen zur Bewahrung des Planeten und zum Schutz des Lebens zu stellen.
Die Demonstration wurde von einer Koalition aus Meeres- und Umwelt-NGOs unter der Leitung der in Brüssel ansässigen Organisation Seas At Risk organisiert und fand nur wenige Tage nach der Ankündigung des lang erwarteten Ozeanpakts durch die Europäische Kommission statt. Die Tatsache, dass der Vertrag schließlich unter Zeitdruck und gegen den erbitterten Widerstand mehrerer rechter Parteien angekündigt wurde, ist sicherlich ein Fortschritt. Wie der Europaabgeordnete Clergeau bei einer späteren Veranstaltung im Rahmen der UNOC3 feststellte, entsprechen die Eröffnungs- und Abschlusserklärungen den Zielen der Befürworter eines gesunden Ozeans, aber der zentrale Teil muss mit konkreten Maßnahmen gefüllt werden, um die angestrebten positiven Effekte zu erzielen.
Mundus maris war mit seinen fünf Vorstandsmitgliedern bei der Demonstration und während der gesamten UNOC3 vertreten, um sich dem Chor der Unterstützer des UN-Mottos für den diesjährigen Weltozeantag anzuschließen: „Wonder: Sustaining What Sustains Us“! (Wunder: Last uns erhalten was uns erhält!).
Slogans, die ein für alle Mal ein Ende der Grundschleppnetzfischerei fordern, insbesondere in Meeresschutzgebieten, waren auf zahlreichen Plakaten zu sehen, die von Demonstranten mit sich geführt wurden und auf denen zum Beispiel „Don’t touch my bottom“ (Fass meinen Hintern- hier für Meeresboden- nicht an) stand – ein Wortspiel, das den meisten französischen Zuschauern entging, aber die Stimmung anheizte.
Die Demonstranten zeigten viel Kreativität, um ihr Ziel zu erreichen, darunter auch Quallen-Demonstranten, die sich Sorgen darüber machten, dass durch den Fischfang immer weniger große Fische in den Ökosystemen der Ozeane leben und kleine opportunistische Arten leichter überleben können.
Sie erinnerten alle daran, dass der Ozean uns die Hälfte des Sauerstoffs liefert, den wir atmen, dass er unser Klima stabilisiert und wertvolle Nahrung sowie einen Transportweg für 90 % des weltweiten Handels und unzählige Arbeitsplätze bietet. Dennoch behandeln wir den Ozean, als gäbe es kein Morgen und wir könnten immer mehr der verbleibenden Ressourcen abbauen und obendrein einen Großteil unseres Mülls darin entsorgen. Mundus maris warnt: „Wir stehen derzeit vor einer sich verschärfenden Krise des Klimawandels, des Verlusts der biologischen Vielfalt und der Umweltverschmutzung, die die Ungerechtigkeiten verschärft, denen insbesondere die Menschen und Länder weltweit ausgesetzt sind, die am wenigsten dafür verantwortlich sind. Wir fordern daher, dass die Staats- und Regierungschefs, die sich auf der UN-Ozeankonferenz versammeln, ehrgeizige und verbindliche Verpflichtungen eingehen. Der Ozean hat uns immer versorgt. Jetzt sind wir an der Reihe, ihn zu versorgen. Wir müssen handeln.“

Solomon ‘Onkel Sol’ Kaho‘ohalahala, hawaiianischer Stammesältester, spricht bei der Abschlussveranstaltung des Blue March.
In einer Welt, in der Mobbing und Verstöße gegen etablierte und allgemein akzeptierte Regeln an der Tagesordnung sind, laufen die meisten rücksichtsvollen und kooperationsbereiten Menschen Gefahr unterzugehen in der Kakophonie der Social-Media-Blasen. Da sind auch opportunistische Politiker unterwegs, die ihrem Auftrag nicht nachkommen, die Menschen vor Schaden zu bewahren.
Umso wichtiger ist es, all jenen, die sich für den Ozean einsetzen, eine öffentliche und laute Stimme zu geben, um daran zu erinnern, dass die Verteidigung des Gemeinwohls für eine lebenswerte Zukunft unerlässlich ist. Das Zusammenstehen ist die Stärke aller Liebhaber und verantwortungsbewussten Nutzer des Ozeans. Am Ende des Blue March wandten sich mehrere Persönlichkeiten an die immer noch Versammelten. Unter ihnen war der Weltmeister im Freitauchen aus Nizza, Guillaume Néry. Er sagte:
„Der Blue March ist ein kraftvoller, friedlicher und symbolischer Moment, um unsere Stimmen vor der Ankunft der Staatschefs und Diplomaten zu erheben, um unsere Hoffnung und vor allem unsere Wut zum Ausdruck zu bringen. Dieser Gipfel darf nicht noch ein weiterer Stich ins Herz sein.
Wir marschieren heute, um den politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern zu sagen: Wir haben keine Zeit mehr. Genug geredet. Der Ozean braucht keine schönen Worte, er braucht Mut – politischen Mut – und Engagement.“

Die Ocean Rebellion-Band „Seabed Slayers“ beendete ihren Auftritt mit einem Ausrufezeichen!
Vom anderen Ende der Welt sprach Solomon „Uncle Sol“ Kaho‘ohalahala, hawaiianischer Ältester des Papahānaumokuākea Marine National Monument Advisory Council und der Native Hawaiian Cultural Working Group, sehr emotional zu den Versammelten.
Er erinnerte daran, wie sehr der Respekt vor der Natur seinem Volk geholfen habe, und forderte die Zuhörer auf, es ihm gleichzutun – jeder in seinem Umfeld, aber mit Entschlossenheit. Mehrere andere Redner sprachen sich leidenschaftlich für den Schutz der Meere und eine friedliche Zusammenarbeit aus. Der Auftritt der von Ocean Rebellion zusammengestellten Band Seabed Slayers beendete den Marsch mit mitreißenden Songs und einem Schub an Hoffnung und menschlichem Humor.