Wie bereits Tradition bei der jährlich in Wien stattfindenden Generalversammlung der European Geosciences Union, standen am letzten Tag, Freitag, 2. Mai 2025, drei Vortragsreihen und eine Postersession zum Thema Geoethik auf dem Programm. Diese wurden von der International Association for Promoting Geoethics (IAPG) kuratiert und in Zusammenarbeit mit ihr organisiert, einem Zusammenschluss von 3275 Mitgliedern aus 130 Ländern auf fünf Kontinenten. Bislang wurden 37 nationale Sektionen offiziell gegründet. Die Mitglieder der IAPG geben Bücher heraus, bieten Schulungen und technische Beratung an und fördern auf andere Weise die Ethik unter den Praktikern der Geowissenschaften.
Die diesjährigen Sitzungen konzentrierten sich auf pädagogische Ansätze, um Bürger in verschiedenen Ländern für Aktivitäten zu gewinnen, mit dem Ziel, die Ozean- und Klimakompetenz zu verbessern, die Bürgerwissenschaft zu mobilisieren oder Wissenschaft mit einem starken experimentellen Ansatz zu betreiben, bei dem man sich Umweltproblemen aussetzt, indem man Messungen mit minimaler Invasivität durchführt. Ergänzt wurden diese durch einige weitere konzeptionelle Präsentationen zur Geoethik im Anthropozän und dazu, wie Forschungszentren Fortschritte bei der Verringerung ihres ökologischen Fußabdrucks erzielen. Eine Reihe von Präsentationen zeigte Anwendungen von Rollenspielen als Lerninstrumente.
Mundus maris präsentierte einen Beitrag von Cornelia Nauen und Marcelo Morales Yokobori über erste Erfahrungen mit dem Biodiversitäts-Rollenspiel „Protecting Blue Horizons” in der ersten Sitzung unter dem Vorsitz von David Crookall und Kollegen von IAPG. Das Rollenspiel richtet sich an junge Erwachsene und lädt sie ein, sich in verschiedene Personen und Organisationen hineinzuversetzen, die von einem Meeresschutzgebiet (MPA) betroffen sind. Zu den Rollen gehören: der Bürgermeister, Wissenschaftler, wirtschaftliche Interessengruppen wie Industrie- und Küstenfischer, Tourismus und ein Offshore-Windpark, aber auch Naturschützer und andere. Das Ziel der Überlegungen ist es, das Funktionieren des MPA in der Praxis durch eine konstruktive Suche nach einem Konsens zu erreichen, der ein Gleichgewicht zwischen dem Schutz der biologischen Vielfalt und sozialen und wirtschaftlichen Interessen herstellt. Das Design lässt ausdrücklich lokale Anpassungen zu oder die Verwendung eines fiktiven Ortes und einer fiktiven Konfiguration, um den Schwerpunkt auf das Lernen und nicht auf die vergleichende Leistung zu legen. Dabei können die Teilnehmer die Vielfalt der Perspektiven erfahren und schätzen lernen und sich darin üben, die Argumente ihrer Rolle zu vertreten. Das Feedback aus den ersten Tests hat bereits zu einigen Anpassungen geführt.
Es wird empfohlen, einen Moderator hinzuzuziehen, um sicherzustellen, dass die Diskussion zielgerichtet bleibt und alle Stimmen gehört werden. Wenn nach Ablauf der vorgesehenen Zeit keine Einigung erzielt wurde, ist es fair, die Diskussion mit der Vereinbarung zu beenden, dass man sich uneinig ist, und möglicherweise eine zweite oder dritte Diskussionsrunde anzusetzen. Es wird dringend empfohlen, nach einer Diskussionsrunde ausreichend Zeit für eine Nachbesprechung einzuplanen, damit die Teilnehmer über den Ablauf, die Argumente und ihre ganz persönlichen Erfahrungen während der Debatte nachdenken können.
Es wird auch empfohlen, die Ergebnisse als vorläufig und ohne Wertung zu präsentieren. Das Material ist sehr flexibel, z. B. kann bei Zeitmangel statt aller Interessengruppen nur eine Auswahl der wichtigsten Funktionen verwendet werden. Es kann allen Interessierten in mehreren Sprachen kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Feedback ist sehr willkommen, um das Material weiter zu verbessern und Zwischenerfahrungen mit anderen zu teilen. Die Zusammenfassung kann hier heruntergeladen werden. Die Folien der Präsentation sind hier verfügbar.
Die reichhaltigen Interaktionen während des Tages und die Nachbereitung machten die Teilnahme an dieser Ausgabe der EGU sehr lohnenswert.
Kontaktieren Sie info[at]mundusmaris.org, wenn Sie das Rollenspiel in Ihrem Umfeld einsetzen möchten und Feedback für kontinuierliches Lernen und Verbesserungen geben möchten. Bisher sind die Sprachen EN, FR, ES und DE verfügbar.
Deutsche Übersetzung von Claudia Mense.