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Zwei vom Europäischen Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 finanzierte Koordinierungsprojekte - MARINA und ResponSEAble - haben sich auch zu ihrer Abschlussveranstaltung zusammengetan. Die Ozeandialoge an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, die am 18./19. März 2019 in Brüssel stattfanden, sollten Erkenntnisse sammeln, Bildungsinstrumente zur Unterstützung der Meeresbildung (OL) vorstellen und verantwortungsbewusste Forschung und Innovation (RRI) für eine effektive Bewirtschaftung der Meere fördern. Vier Themen wurden etwas ausführlicher diskutiert, Vernetzung inbegriffen.

Die Koordinatoren der beiden Projekte eröffneten die Veranstaltung mit einigen Hintergrundinformationen zu ihrem Projekt, der Vernetzung und den Herausforderungen, die sie in den drei Jahren ihrer Forschungskoordinierungsarbeit hatten angehen müssen. Es war eines ihrer Anliegen gewesen, die Meeresbildung der Öffentlichkeit zu verbessern. Da dies ein wichtiger Schwerpunkt der Internationalen Ozeanografischen Kommission (IOC) der Unesco ist, war es keine Überraschung, dass das IOC durchweg ein aktiver Teilnehmer war. Parallel zur anschließenden Aufteilung in Arbeitsgruppen veranstalteten junge Professionals eine eigene Werkstatt.

Die Workshops waren vier Themen gewidmet:

  • Nahrung aus dem Meer
  • Müll im Meer
  • Maritimer Transport
  • Nachhaltiger Küstentourismus

Im Workshop Nahrung aus dem Meer gab es zunächst Vorträge von einer Vertreterin von EUROPECHE (Industriefischereiinteressen), vom WWF und über Forschung zu den Auswirkungen der Fischerei auf Meeresökosysteme mit einem Beispiel aus der Irischen See.

Alle Redner betonten die Bedeutung gesunder Fischbestände und der Fischerei. Anne-Cecile Dragon vom WWF stellte Ergebnisse zur Durchsetzung der reformierten Europäischen Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) vor. Sie zeigte, dass die Umsetzung in den europäischen Mitgliedsstaaten eher bescheiden oder schwach ist und dass in der Praxis eine Lücke zwischen den Absichten und dem Buchstaben der GFP klafft.

Die Diskussion, an der sich die Teilnehmer von Mundus maris sehr aktiv beteiligten, erlaubte es auch, das weitergehende Risiko für die Legitimität und Umsetzung der Politik hervorzuheben, die durch eine Vielzahl von Ausnahmen und Sonderregelungen, z.B. in Bezug auf die Anlandeverpflichtung von früher über Bord geworfenen Arten und darauf, dass die nationalen Minister einen Großteil der wissenschaftlichen Gutachten ignorierten und somit eine schnellere Erholung der überfischten Bestände verhinderten.

Ein Beispiel, wie Fischer in die aktive Teilnahme bei der Entiwicklung von Ökosystemmodellen eingebunden werden und Optionen für den Wiederaufbau und die nachhaltige Nutzung erkunden können, gab Anlass zur Hoffnung auf sich abzeichnende Herausforderungen.

Die Teilnehmer konvergierten in Richtung einer möglichst positiven Kommunikation, um das Vertrauen zwischen den verschiedenen Berufsgruppen, der Zivilgesellschaft und Naturschutzorganisationen sowie den öffentlichen Behörden als Voraussetzung für schnellere Verbesserungen wiederherzustellen.

Der Workshop zum Thema Meeresmüll konzentrierte sich auf die Notwendigkeit einer Kreislaufwirtschaft und berichtete im Plenum die Ambition, dass die Abfallproduktion zur Ausnahme wird. Zu den Einsichten, die festzuhalten sind, gehörten:

  • Ansätze, Meeresmüll zu vermeiden erfordern spezifische, den jeweiligen Umständen angepasste Strategien.
  • Das Augenmerk liegt auf den lokal Bedingungen und alle Prozesse bedürfen angepasstes wissenschaftliches und praktisches Wissen, um Erfolg zu haben
  • Neues Produktdesign ist wichtig
  • Innovation ermöglicht alternative Handlungen und Abläufe; die EU Initiativen Plastik einzuschränken und die UN Forschungsdekade für nachhaltige Entwicklung des Ozean könnten Hebel dazu sein
  • Der Erfolg hängt wesentlich von den Arenen des offenen Dialogs und Ko-design, der Zusammenarbeit und großzügiger Wissensvermittlung und Austausch ab.

Der Workshop zum maritimen Transport hatte eine Vielzahl von Herausforderungen zu meistern, da die Schiffahrt das Rückgrat der globalisierten Märkte bildet und in den letzten Jahrzehnten eine enorme Kapazitätssteigerung aufweist. In dem Fall hatten sich die Teilnehmer aufgrund der begrenzten verfügbaren Zeit auf Ballastwasser konzentriert. Schiffseigner, Abfertiger, Hafenbehörden und andere Personen benötigten einen einfacheren Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen. Die Nachfrage nach Wissen, über die Meeresorganismen, die in den riesigen Ballastwasservolumina von großen Containerschiffen oder Massengutfrachtern kreuz und quer durch Ozeanbecken transportiert werden, war groß.

Es gibt zahlreiche Beispiele, bei denen die Freisetzung exotischer Arten ermöglicht, dort lebensfähige Populationen zu entwickeln, wo sie zuvor noch nicht existierten, was oft zu einem Ärgernis wird. Der Schaden kann Milliarden von Euro überschreiten. Die politischen Entscheidungsträger in der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) müssen auch wirtschaftliche und andere Aspekte und Gerätevorschriften gemeinsam mit den Hafenbehörden berücksichtigen. Letztere haben ein hohes Umsetzungspotenzial.

Die gerechte Kostenteilung bleibt ein Thema. Der offene Zugang zu Informationen ist ein hilfreicher Schritt für ein besseres Management.

Die Teilnehmer des Workshops zum nachhaltigen Küstentourismus forderte das Plenum auf, darüber nachzudenken, was nachhaltiger Tourismus angesichts der immer noch wachsenden Multi-Milliarden-Industrie sein könnte. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Nachhaltigkeit eine unterschiedliche Artikulation in Bezug auf Elite- und Massentourismusformen annehmen würde. Zwar ist bereits viel Wissen vorhanden - obwohl viele Aspekte von mehr Forschung profitieren würden - aber eine wesentliche Änderung zum Guten ist momentan nicht zu verzeichnen.

Eine spürbare Veränderung wäre mit einem Systemansatz und einem Governance-System bestehend aus einer Mischung von Anreizen und Regelungen leichter zu realisieren. Die Teilnehmer gingen nicht davon aus, dass das Mantra der blauen Wirtschaft zur Nachhaltigkeit beiträgt solange soziale und ökologische Belange nicht sehr stark integriert werden.

Die Rückmeldungen in das Plenum zeigten ein Muster, in dem anerkannt wurde, dass gute Wissenschaft unverzichtbar ist, aber nicht ausreicht, um Veränderungen herbeizuführen. Es kann mehr Mut erzeugt werden, der für eine solche Veränderung erforderlich ist, indem neue Erzählungen entwickelt und Botschaften sorgfältig an verschiedene Zielgruppen gerichtet werden. Soziale Medien wurden sowohl als Bedrohung und als Chance gesehen. Innovatoren können Vorreiter sein, um Veränderungen zu beschleunigen.