Die Gegend verändert sich entland der südatlantischen Küste in Südafrika zwischen Saldanha Bay und Lambert's Bay, Orte, die von Kapstadt aus nördlich leicht mit dem Auto erreichbar sind. Der Tourismus ersetzt die Fischerei. Beide ökonomischen Aktivitäten sind abhängig von gesunden Küstengewässern und einer nachhaltigen Nutzung der Resourcen dieses Systems.

Die Küste ist exponiert und bietet wenig Schutz.  Die Küstenstreifen sind oft felsig, wie zB am Cape Columbine, und unterbrochen von offenen Sandstränden. Die Brandungswellen rollen schäumend auf das Festland und prallen laut auf den Granit niedrig liegender Felsen, um dann am Fuß der Dünen zu verebben. Der küstennahe Aquifer ist heute brackig, weil zuviel Süßwasser zur Bewässerung der ewig durstigen Felder abgepumpt wurde. Es war früher schwer in dieser Gegend zu (über)leben und das ist bis heute immer noch so.

Entlang der Westküste Südafrikas fließt der Benguela Strom. Diese nordwärts gerichtete Meeresströmung bring küstennahes Aufwallen (upwelling) nährstoffreichen Tiefenwassers. Das treibt ein hochproduktives Ökosystem an mit so emblematischen Arten wie Kelp (große Braunalgen), verschiedene Fischarten, Muscheln, Vögel und Robben.

Das Land ist fast ganzjährig trocken, kleidet sich aber nach den Winterregen im Frühling in ein attraktives Blütenkleid. Der knappe Regen und Nebel erlauben nur wenig Landwirtschaft. Ihre Ausweitung in den letzten Jahren ist der Bewässerung mit hochgepumptem Grundwasser geschuldet. Nur wenige permanente Flüsse (z.B. der Berg Fluß und der Olifants Fluß) schneiden ihr Flußbett durch die Berge und den pleistozänen Meeresboden.

Früher haben die lokalen afrikanischen Völker (Sam andu Koih) Meeresfrüchte aus den Gezeitenbecken zu ihrem Unterhalt gesammelt. Aber die küstennahen Inseln mit ihren großen Robben- und Vogelpopulationen waren außerhalb der Reichweite dieser Jäger und Sammler oder der Viehzüchterkulturen.

Diese Situation änderte sich mit der Ankunft portugiesischer und anderer europäischer Seefahrer und Entdecker etwa vor 400 Jahren. Sie sammelten zuerst Eier, beschafften sich Fleisch, Öl und Robbenfelle von den Inseln, später auch Guano. Boote waren die einzigen Transportmittel entlang der gefährlichen Küste. Es waren schwierige Zeiten für dieses Gewerbe. Erst zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts schafften es modernere Unternehmer, die lokalen Resourcen soweit überauszubeuten, dass sich infolge das Ökosystem veränderte, z.B. durch das Absammeln von Millionen von Pinguineiern.

Im späten 19. Jahrhundert wurden Pisten zwischen der Küste und den Ebenen am Fuß der Bergketten angelegt, wo mehr Menschen lebten und wo die Landwirtschaft prosperierte. Das stellte sich als starke Triebfeder heraus, die zur Entwicklung der Fischerei zur Befriedigung dieser lokalen Märkte führte.

Konservierung und Transport der verderblichen Produkte war an lokale Mittel gebunden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Einführung von Autos und Lastwagen zu einem noch stärkeren Anreiz zur Expansion der Küstenfischerei.

Die Fischereiunternehmen waren in Dörfern wie Paternoster oder Lambert’s Bay angesiedelt und stellten bis in die 1990er Jahre eine solide ökonomische Grundlage für diese Ortschaften dar. Fischverarbeitung scheint sowohl handwerklich als auch industriell in Paternoster und Lambert’s Bay, respektive ausgerichtet gewesen sein.

Vor etwa 20 Jahren war das Ende der lokalen Fischindustrie gekommen. Man kann darüber spekulieren, ob die wirtschaftliche Öffnung nach dem Ende der Apartheit in Südafrika den Gewinnen der lokalen Unternehmen geschadet hat..

Auf der anderen Seite verkürzte die Asphaltierung der Pisten zu den Küstendörfern Anfang der  2000er Jahre die Fahrtzeit zu anderen Landesteilen, besonders zu Kapstadt. Heute können diese ehemals entfernten Siedlungen in zwei bis drei Stunden Autofahrt von Kapstadt aus erreicht werden.

Damit begann die Entwicklung des Tourismus in den Küstenortschaften, mit frischen Meeresfrüchten als Teil der Attraktionen. Neue Wohngegenden wurden für den Bau von Ferienwohnungen ausgewiesen, die dann während der Sommerferien gemietet werden konnten. Das markierte weitreichende wirtschaftliche Veränderungen in den letzten 10 Jahren in Paternoster und Lambert’s Bay.

Einige verstreute Erinnerungen an die lokale Fischereindustrie oder Fischerhütten sind erhalten und heute umgeben von ausgedehnten Bezirken mit Sommerresidenzen. Die Einwohner berichten von vielfältigeren Arbeitsplätzen auf dem Bau und im Dienstleistungssektor und sogar bei den wöchentlichen Aktionen, den Plastikmüll und andere Hinterlassenschaften der Zivilisation von den Stränden einzusammeln, die vom Meer angespült werden.

Impressionen von Dr. Martin Bohle (Photos des Authors).