Professor Mojib Latif vom GEOMAR bei seinem PlenarvortragDie Wissenschaftskonferenz für YOUng MArine RESearchers ist nicht nur bei jungen deutschen Wissenschaftlern ein Begriff geworden. In diesem Jahr fand sie zum achten Mal statt, vom 13. bis 15. September an der Universität Kiel. Fast 190 junge Meeresforscher nahmen an insgesamt 15 Sessions in drei parallel stattfindenden Veranstaltungssträngen teil. Die Plenarvorträge erbrachten Einordnungen und Erörterungen, unter anderem unter Teilnahme von internationalen Koryphäen wie dem Vorkämpfer der Klimawissenschaft Prof. Mojib Latif vom GEOMAR, der über die Rolle des Ozeans beim Klimawandel sprach. Er brachte den Zuhörern in Erinnerung, wie der Treibhauseffekt funktioniert, und äußerte seine Besorgnis darüber, dass das Ziel, die globale Erwärmung auf einen Anstieg auf +1,5°C zu halten, mittlerweile unerreichbar sei.

Der natürliche Wärmerückhalt der Erdatmosphäre von 33°C mache das Klima für unsere Zivilisationen geeignet. Aber die große Veränderung durch massive Kohlendioxyd(CO2)-Emissionen beeinflusst nun auf beunruhigende Weise das globale Klimasystem. Wie verteilt sich die zusätzliche Erwärmung? 93,4% wurden vom Ozean aufgenommen, 2,3% von der Atmosphäre, 2,1% von den kontinentalen Landmassen, 0,8% vom Arktischen Meer und 0,9% von Gletschern, Polkappen und den grönländischen und antarktischen Eisschilden. Dies führt unter anderem zu einer messbaren Wärmeausdehnung der Ozeane, die zu einem Anstieg des Meeresspiegels von bisher etwa 25 cm beiträgt. Die Erwärmung verursacht etwa 50% des Gesamtanstiegs, aber die Eisschmelze nimmt in den letzten Jahren zu.

Die Entwicklung der Wärmeaufnahme der OzeaneAnschließend besprach er die Trends bei den Messungen der vom Treibhauseffekt betroffenen Schlüsselparameter. Kurve für Kurve zeigte folgende Effekte seit Beginn der Messungen:

  • der Wärmegehalt des riesigen Wasserkörpers des globalen Ozeans nimmt zu,
  • die mittlere Temperatur der Atmosphäre steigt,
  • das Meereis in der Arktis schwindet - entsprechend einer 30%igen Verringerung der durchschnittlichen Bedeckung seit Beginn der Satellitenbeobachtungen im Jahr 1979,
  • die Gletscher in Grönland schmelzen zunehmend ab,
  • Teile der tropischen Meere zeigen seit 1980 einen Temperaturanstieg von einem halben Grad - tropische Korallen werden voraussichtlich um die Mitte des Jahrhunderts verschwunden sein; der globale Durchschnitt des Temperaturanstiegs liegt bei +0,6°C; die Arktik erwärmt sich schneller als andere Teile der Welt.

Sabine Rech ist die Gewinnering eines Marie Skłodowska-Curie Stipendiums für Forscher zu Beginn ihrer Karriere. Sie ist von der Universität Oviedo in Spanien und arbeitet über Plastik im Meer.Mojib Latif erinnerte bei der Betrachtung des globalen CO2-Budgets (2006 bis 2015) daran, dass 91% bzw. 34,1 Gt CO2 pro Jahr auf industrielle Emissionen zurückzuführen sind, 9% pro Jahr auf Energieerzeugung, sowie 9% oder 3,5 Gt CO2 pro Jahr auf Abholzung und andere Landnutzungsänderungen. Was Senken betrifft, lag der Beitrag der Atmosphäre bei 44% (16,4 Gt CO2 / Jahr), der der Wälder bei 31% (11,6 Gt CO2 / Jahr) und der der Ozeane bei 25% (9,7 Gt CO2 / Jahr).

Das CO2 in der Atmosphäre stieg in den letzten Jahrzehnten mit Rekordgeschwindigkeit an. Eine Abnahme ist immer noch nicht in Sicht; zumindest aber scheinen sich die Emissionen in den letzten drei Jahren stabilisiert zu haben. Allerdings kann China, das für 30% der derzeitigen Emissionen verantwortlich ist, nach dem Pariser Übereinkommen seine CO2-Freisetzung bis 2030 noch steigern. Im Ozean verursacht CO2 eine messbare Versauerung.

Planktonalgen mit Kalkschalen und vor allem Meerestiere mit kalkhaltigen Aussenskeletten (Muscheln, Schnecken etc.), sowie Korallen benötigen bereits jetzt mehr Energie zum Wachsen und auch, um ihren Körper einfach beisammen zu halten.

Das beste Poster war von Mildred Johnson und Laura Hennigs - hier mit Lisa Hentschel und Simon Jungblut vom Organisationsteam in der Mitte Er schloss mit einem Zitat aus den Äußerungen des ehemaligen Präsidenten Obama am Eröffnungstag des Pariser Klimagipfels vom 30. November 2015: "Nichts ist schlimmer, als zu spät zu sein. Und wenn es um den Klimawandel geht, sind die Stunden fast gezählt."

Die Konferenzbeiträge deckten ein breites Themenspektrum ab, das hauptsächlich auf den Master- oder PhD-Arbeiten von Nachwuchswissenschaftlern basierte, die zusammengefasst thematisiert wurden: Ökologie, Biodiversität, Naturschutz, Physikalische Ozeanographie, Meerestechnologie sowie Plastikmüll im Meer betreffend.

Mehrere Workshops und Führungen, z.B. im Zoologischen Museum, wurden am Donnerstagnachmittag angeboten. Besonders interessant war der vom Projektteam Jülich und Prof. Martin Visbek von GEOMAR veranstaltete Workshop über zukünftige und neu entstehende Themen der Meeresforschung.

Er sollte als Beitrag zu einem breit angelegten Konsultationsprozess dienen bezüglich der möglichen Mitwirkung der Meereswissenschaften an der Bearbeitung aktueller und zukünftiger gesellschaftlicher Herausforderungen.

Es wird erwartet, dass die überzeugendsten Ideen aus diesem Konsultationsprozess, die unter anderem auch durch die Anteilnahme erfahrener Wissenschaftler und verschiedenen Interessengruppen in anderen Foren entstanden, Schlüsselthemen für die zukünftige Forschungsförderung im Rahmen des neuen "Blue Ocean Science Program" in Deutschland werden.

Nora-Charlotte Pauli (Mitte) gewann die Anerkennung für den besten mündlichen VortragBei den Themen, die sich aus den Gruppengesprächen der Workshop-Teilnehmer ergaben, lag ein starker Schwerpunkt auf taxonomischer Arbeit und Forschung im Bereich der Nachhaltigen Fischerei (mit reduzierter Wirkung im Ökosysten).

Dr. Lydia Gustavs vom Projekt-Management Jülich präsentierte am nächsten Tag die Ergebnisse im Plenum und führte eine sofortige Umfrage per Smartphone durch, um die während des Workshops entwickelte Priorisierung zu korrigieren und zu erweitern.

Da nicht jedem die Möglichkeit für eine mündliche Präsentation geboten werden konnte, bestand eine andere Option darin, ein Poster zu präsentieren.

Am Ende der Konferenz konnten die Teilnehmer die besten Vorträge und die besten Poster auswählen.

Die besten Drei erwarteten Büchergutscheine von Springer „Nature“, und Mundus maris spendete einen Becher sowie Baumwolltaschen mit dem berühmten Maskottchen und dem Slogan "Ich bin immer noch ein Baby, lass mich leben und wachsen".

Als bestes Poster wurde das von Mildred Johnson und Laura Hennigs mit dem Titel "Die Wirkung von erhöhten und schwankenden pCO2-Konzentrationen auf das Wachstum kalzifizierender mariner Epibionten" ausgezeichnrt. Das Bild zeigt die Gewinner mit Lisa Hentschel und Simon Jungblut vom Organisationsteam.

Non-stop AustauschNora-Charlotte Pauli wurde als beste Vortragende für ihre Präsentation "Fouling and degradation of plastic bags – an in situ-experiment" („Verschmutzung und Zersetzung von Plastiktüten – ein in-situ-Experiment“) geehrt.

YOUMARES wird von jungen Forschern nach dem Konzept der Arbeitsgruppe Forschung und Studien der Deutschen Gesellschaft für Meeresforschung (DGM) selbst organisiert.

Das Organisationsteam um Dr. Viola Liebich von der DGM leistete hervorragende Arbeit, um eine einladende Atmosphäre zu schaffen, die dem regen Austausch während der wissenschaftlicher Sitzungen, Kaffeepausen und verschiedener gesellschaftlicher Veranstaltungen diente.

Die reibungslose Organisation ebnete den Weg für die diesjährige Rekordbeteiligung, viele Sponsoren und eine frühe Bestätigung für die Ausgabe im nächsten Jahr: YOUMARES 9 findet vom 12. bis 14. September 2018 an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg statt.

Gut gemacht!

Hier geht's zur Webseite mit dem kompletten Konferenzbuch, inkl. der Zusammenfassungen aller Vorträge und weiterer Informationen.

Text und Fotos von Cornelia E Nauen, Übersetzung Ilona Bohle.