Beitragsseiten

Der Mundus maris Club Sénégal hat eine öffentliche Konferenz organisiert, um Bilanz zu ziehen und mit den Betroffenen in die Zukunft zu schauen

Mit der Unterstützung von Schuman Trophy, hat unsere Vereinigung den Eltern des Fischerdorfes Hann Pêcheurs bei den Anstrengungen geholfen, Geburtsurkunden für die Kinder zu bekommen, die noch keine haben und daher Gefahr laufen, keinen regulären Schulabschluss machen zu können. Diese Initiative startete 2014 und kam 2015 richtig in Schwung durch die finanzielle Hilfe von Schuman Trophy. Seither geht es immer weiter.

Nach diesem monatelangen Einsatz war es an der Zeit, die Bilanz dieser Aktion zu ziehen. Wir haben daher am 20. September im Annex des Rathauses der Gemeinde Hann Bel Air eine öffentliche Konferenz organisiert. Es ging außerdem darum, diese leidige Problematik mit den Betroffenen so zu besprechen, dass möglichst strukturell und nachhaltig Abhilfe geschaffen werden kann.

Ein Vorbereitungskomite unter der Leitung des Koordinators des Mundus maris Clubs, Aliou SALL, wurde zusammen mit den Herren Abdourakhmane FALL, Bina Diarra DIOP, Moustapha M'BAYE und Frau Mami DIAW, gebildet. Sie sind all Mitglieder des Clubs. Hinzu kamen noch drei Vertreter der Eltern, zwei Mütter und ein Vater. Das Komite trug entscheidend zum Erfolg der Veranstaltung bei. Unter anderem bediente sich das Komite einer Facebook Seite, um auf die Konferenz aufmerksam zu machen und bekam allerhand Rückmeldung. Zwei Tage vor dem Datum wurde zudem der Dorfschreier, Mass DIOUF, beauftragt, die Konferenz auf allen öffentlichen Plätzen und Straßen anzukündigen.

Die Tagesordnung erlaubte es bewußt allen Betroffenen, sich frei zu äußern und ihre Meinung und Erfahrung vorzutragen. Insgesamt nahmen 67 Personen teil, davon 56 Eltern von Schulkindern, ein Ratsmitglied der Stadt und vier Clubmitglieder. Außerdem waren fünf Vertreter der lokalen Vereinigung der Fischer (davon drei ambulante Fischverkäuferinnen und zwei Fischer) anwesend, die seit geraumer Zeit mit uns zusammenarbeiten und ein Lehrer der Bara Guèye Schule.

Die wichtigesten Punkte der Versammlung können wir so zusammenfassen:

Erstens: Das war die Gelegenheit, auf das Erreichte zurück zu blicken, insbesondere die 245 Geburtsurkunden für Kinder, deren Status in der Schule somit regularisiert worden ist. Es war auch notwendig, im Detail zu verstehen, warum einige Versuche der Legalisierung noch nicht zum Ziel geführt hatten.

Zweitens: Wir stellten etwas Seltenes fest, nämlich die Tatsache, dass dieses Problem, mit dem sich etliche Familien herumschlagen, in der Tat drei Generationen zusammenführt. Während der Aussprache mit dem Publikum verwandelte sich die Konferenz fast in eine Art Klagemauer. Wir hörten Großmüttern zu, die die Probleme ihrer Enkel darlegten. Diese sind oft Waisen oder nicht deklarierte Kinder aus einer außerehelichen Beziehung und die meist bei den Großeltern leben. In anderen Fällen meldeten sich Mütter zu Wort, die von einem oder mehreren Kindern begleitet waren. Und schließlich kamen auch Jugendliche zu Wort, Jungen und Mädchen zwischen 15 und 18 Jahren, deren Eltern sie nicht angemeldet hatten, und so schilderten sie selbst ihre Probleme.

Drittens: Die offene Debatte mit den Teilnehmern brachte neue Einsichten ans Tageslicht: die Kinder, deren Papiere nicht komplett sind, leiden zweifellos unter der Nachlässigkeit der Eltern, was die administrative Seite angeht und sie daher keine Ausweispapiere haben. Aber es stellte sich heraus, das ein Gutteil der Betroffenen vom Einwohnermeldeamt zu Beginn der Jahrtausendwende unsachgemäß behandelt wurden. Die Verantwortung liegt also in vielen Fällen bei der Verwaltung. So wurde dank der verschiedenen Fallschilderungen klar, dass es zu dieser Zeit zu häufigen Unregelmäßigkeiten und gravierenden Fehlern in der Registrierung gekommen ist. So wurde dieselbe ID Nummer an mehrere Personen vergeben, die Geburtsurkunde bescheinigte einem Jungen, dass er ein Mädchen sei und umgekehrt, etc. Seit der Ankunft von Herrn Ousman DIAW an verantwortlicher Stelle im Einwohnermeldeamt hat sich die Situation drastisch verbessert, und er hat die Arbeitsabläufe mittlerweile zum Guten hin reformiert.

Angesichts der nach wie vor noch zahlreichen Fälle, haben die Anwesenden folgenden Beschluss gefasst, um das Problem möglichst aus der Welt zu schaffen:

  • Die Teilnehmer haben zunächst Schuman Trophy und Mundus maris für die Unterstützung dieses wichtigen Anliegens gedankt, insbesondere dass ihnen die Aktionen gezeigt haben, dass es möglich ist, ordentliche Papiere für die Kinder und Jugendlichen zu bekommen. Sie hatten schon nicht mehr daran geglaubt. Jetzt wollen sie Sammelstellen in sechs Zonen der Stadt einrichten. Anstelle der zwei Sammelstellen, die der Mundus maris Club seit Anfang 2015 betrieben hat, wollen sie vier weitere einrichten. Die sollen von Personen im Saal betreut werden, jeweils eine für jedes Stadtviertel. Abdourakhmane FALL wird weiterhin den Sammelpunkt Waloga betreuen, während Mami DIAW sich wieder um Hann Montagne kümmert. Die Teilnehmer baten den Mundus maris Club Senegal, die Bevölkerung weiter in dieser Problematik zu begleiten und zu unterstützen. Sie wollten zwar selbst aktiv werden und die Verantwortung für die Sammlung neuer Fälle in die eigene Hand nehmen, und auch lernen, wie ein vollständiger Vorgang beim Gericht eingereicht werden muss. Aber sie wollten sich doch vergewissern, den Club an ihrer Seite zu wissen, falls Probleme auftauchen, wie es tatsächlich in der Praxis zu erwarten ist.

  • Zu diesem Zweck bildeten die Teilnehmer ein Kontrollkomit bestehend aus dem Club Koordinator, Abdourakhmane Fall, Mami Diaw und zwei Elternvertreter (eine Mutter und ein Vater). Ein Koordinierungstreffen jeden ersten Samstagnachmittag des Monats soll gewährleisten, dass alle auf demselben Informationsniveau stehen. Diese monatlichen Treffen ermöglichen es, die Zahl der Fälle zeitnah zu kennen und die Regularisierung einzuleiten, ohne dass ein seltener Lokaltermin mit einem delegierten Richter abgewartet werden muss. Diese neue Herangehensweise wird - wenn sie erfolgreich durchgezogen wird - verhindern, dass sich viele Fälle bei Gericht akkumulieren und die Ausstellung der Papiere weiter verzögert wird. Kleine Gruppen zum Gericht zu begleiten ist ein deutlicher Vorteil gegenüber von Massenveranstaltungen.